Der Zementhersteller Holcim präsentiert am morgigen Freitag, 24. Februar, das Ergebnis zum Geschäftsjahr 2022. Zwar dürfte der Absatz gesunken sein, diesen Rückgang sollten aber Preiserhöhungen wettgemacht haben.

Zum AWP-Konsens haben insgesamt zehn Analysten beigetragen: Sie gehen davon aus, dass der Umsatz von 26,834 Milliarden Franken auf 29,148 Milliarden Franken gestiegen ist. Beim wiederkehrenden Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwarten sie eine leichte Steigerung von 4,612 auf 4,671 Milliarden Franken.

Unter dem Strich wird das Ergebnis von einem Gewinn von rund 1,5 Milliarden Franken aus dem Verkauf des Indien-Geschäfts profitieren. Auf der anderen Seite wird das Ergebnis von der Busse von 778 Millionen US-Dollar des US-Justizministeriums wegen der Syrien-Affäre belastet.

Ziele höher gesteckt

Holcim hat im Oktober die Ziele für das ganze Geschäftsjahr 2022 bereits zum dritten Mal im vergangenen Jahr höher gesteckt: Neu peilt die Firmenspitze ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von mindestens 12 Prozent an nach bisher 10 Prozent. Der Umsatz solle 29 Milliarden Franken erreichen.

Bei der neuen Sparte Lösungen & Produkte rechnet Holcim weiterhin mit einem zweistelligen Umsatzwachstum auf neu über 5,5 Milliarden Franken. Zuvor hatte der Konzern mehr als 5 Milliarden in Aussicht gestellt. Alleine das Dachgeschäft wird nach einer Reihe von Übernahmen das angepeilte Ziel eines Nettoumsatzes von 4 Milliarden bereits vorzeitig erreichen.

Der wiederkehrende EBIT auf vergleichbarer Basis und in Schweizer Franken soll ebenfalls zulegen. Holcim erwartet zudem weiterhin einen Free Cashflow von über 3 Milliarden Franken vor Veräusserungen und der Einigung mit dem US-Justizministerium.

Busse wegen Syrien-Affäre

Holcim hat sich in der Syrien-Affäre mit den US-Justizbehörde (DOJ) auf einen Vergleich geeinigt: Die Tochter Lafarge muss eine Busse von 778 Millionen US-Dollar bezahlen, da sie 2013 und 2014 in Geschäfte mit Terrororganisationen verwickelt war, um das Zementwerk in Syrien in Betrieb zu halten. Während der Fall in den USA nun abgeschlossen ist, läuft das Verfahren in Frankreich weiter. Dort hat noch nicht einmal der eigentliche Prozess begonnen. Es laufen noch juristische Vorabklärungen etwa zur Frage, was genau Lafarge vorgeworfen werden kann. In Frankreich rechnet Holcim-CEO Jan Jenisch mit einer deutlich tieferen Busse im Bereich von 40 bis 80 Millionen Franken, wie er sagte.

Im September hat Holcim zwei Milliarden-Verkäufe in trockene Tücher gebracht: So wurde das Geschäft in Brasilien und Indien rund 7,4 Milliarden Dollar veräussert. Die mittlerweile an die indische Adani Group verkauften Ambuja Cement und ACC hatten 2021 rund 13 Prozent zum Umsatz von Holcim beigetragen. Damit kann sich Holcim glücklich schätzen, die Milliardensumme kassiert zu haben. Denn in der letzten Zeit hat der US-Investor Hindenburg Zweifel an der Finanzlage des Konglomerates von Adani geäussert. In der Folge hatten börsennotierten Firmen aus dem Reich des Inders in Summe umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro an Wert verloren, und damit mehr als die Hälfte des ursprünglichen Börsenwertes. Adani streitet die Vorwürfe von Hindenburg allerdings ab und droht mit rechtlichen Schritten.

Im Dezember war Holcim endgültig aus Russland ausgestiegen: Das Geschäft wurde ans dortige Management verkauft, ohne dass finanzielle Details der Transaktion genannt wurden. Diese Veräusserung habe keine wesentlichen finanziellen oder geschäftlichen Auswirkungen auf Holcim, hatte der Konzern mitgeteilt. Das Russland-Geschäft hatte im Jahr 2021 weniger als 1 Prozent zum Konzernumsatz und zum Betriebsgewinn beigetragen.

Auf der anderen Seite hat Holcim seine Einkaufstour fortgesetzt und eine Reihe von Firmen vor allem im Dachgeschäft übernommen. Darunter war Anfang Februar die Grossakquisition des US-Unternehmens Duro-Last für 1,3 Milliarden Dollar. Und Konzernchef Jan Jenisch kündigte an, weitere Akquisitionen vor allem in Nordamerika und Europa zu planen.

Am 14. November hat Holcim den Ende Oktober angekündigten Aktienrückkauf in Höhe von bis zu 2 Milliarden Franken gestartet. Die Aktien von Holcim gehören mit einem Plus von rund 20 Prozent im bisherigen Jahresverlauf zu den stärksten Blue Chips. In der gleichen Zeit hat der SMI eine Zunahme um gut 5 Prozent verzeichnet. Bereits im Vorjahr entwickelten sich die Titel überdurchschnittlich. Auf der Aktie lastete lange Zeit die CO2-Bilanz des Zementgeschäfts, das es Portfoliomanagern massiv erschwerte, überhaupt in Holcim zu investieren. Mittlerweile scheint die Finanzgemeinde den Umbau des Konzerns in Richtung Bauzuliefergeschäfte zu honorieren.

(AWP/cash)