Die Aktien der Handelsplattform Robinhood stiegen am gestrigen Montag um über 12 Prozent. Grund waren Aussagen des Robinhood-Chefs Vladimir Tenev über Fortschritte im Bereich der «Prediction Markets». Dabei handelt es sich um Märkte, auf denen Nutzer auf Wahlergebnisse, Sportereignisse oder andere populäre Ereignisse wetten können.

Tenev schrieb auf der Social-Media-Plattform X, dass Robinhood-Kunden inzwischen über 4 Milliarden Event-Kontrakte gehandelt hätten, 2 Milliarden davon allein im dritten Quartal. «Und wir fangen gerade erst an», kommentierte er.

Damit steigen die Aktien des Online-Brokers auf Jahressicht auf ein Kursplus von 255 Prozent. Der Nasdaq 100 legte in der gleichen Zeit rund 17 Prozent zu. Seit dem Börsengang vor vier Jahren gewannen die Robinhood-Titel rund 260 Prozent an Wert.

Die Grenzen zwischen Glücksspiel und Investieren verschmelzen

Die 2013 gegründete Firma gilt mit ihrer einfach zu bedienenden App zum Handel mit Aktien, Optionen und Kryptowährungen als Einstiegstür für jüngere Anleger am US-Finanzmarkt. Das Geschäftsmodell ist jedoch umstritten. Der Broker nimmt keine Gebühren von Nutzern ein, sondern verdient an der Vermittlung ihrer Transaktionen und am Verkauf von Handelsdaten an professionelle Anleger wie Hedgefonds. Damit könnten diese ein sogenanntes «Frontrunning» der Privatkunden betreiben: Sie kaufen kurz bevor der Kaufauftrag des Privatkunden ausgeführt wird. In den meisten Ländern ist dies illegal.

Kritiker werfen Robinhood zudem vor, Kunden wie ein Glücksspielanbieter zu möglichst viel und riskantem Handel zu animieren. Dies trifft auch teilweise auf die sogenannten «Prediction Markets» zu. Diese wurden während der US-Präsidentschaftswahl 2024 populär. Robinhood sieht darin ein enormes Wachstumspotenzial.

Die Brokerage-Plattform ermöglicht den Handel mit Prediction-Market-Kontrakten über eine Partnerschaft mit der Wettplattform von Kalshi, das von der US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) reguliert wird. Seit August bietet Robinhood auch Wetten auf College- und Profi-US-Football an.

Wachstumspotenzial und steigende Gewinne

Mit dem Kursanstieg am Montag setzte sich die beispiellose Rekordjagd der Robinhood-Aktie fort. Nach einer kurzen Verschnaufpause von Februar bis zum «Liberation Day» Anfang April steigt das Papier bis auf wenige Ausnahmen unaufhaltsam. Ein Grund war die Vorfreude auf die Aufnahme in den Leitindex S&P 500 Ende September.

Doch auch das Geschäft boomt: Für den vergangenen August berichtete der Online-Broker mehr als eine Verdoppelung des Gesamtvermögens und der Handelsvolumina gegenüber dem Vorjahr. Über die Plattform wurden rund 304 Milliarden Dollar gehalten (143,6 Milliarden Dollar im Vorjahr), und die Handelsvolumina bei Aktien fielen zwar im Monatsvergleich um 5 Prozent auf rund 199 Milliarden Dollar – im Jahresvergleich legten sie dennoch um 107 Prozent zu.

Bis 2027 rechnen Experten zudem mit einem Anstieg der Gewinne um weitere 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Noch 2023 schrieb das Unternehmen Verluste in Höhe von 540 Millionen Dollar. Aufgrund des hohen Wachstumspotenzials liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf den diesjährigen Ergebnissen bei 76.

Wenig überraschend empfiehlt die grosse Mehrheit der Analysten die Aktien des Unternehmens zum Kauf. Von 24 Experten empfehlen 16 Analysten Robinhood zum Kauf. Sieben raten zum Halten und einer zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt trotz massiver Kursgewinne in diesem Jahr nur 7 Prozent tiefer bei 126,51 Dollar.

Mit Material von Bloomberg.

Luca_Niederkofler
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