Aus dem Brokerage-Geschäft - dem Handel und Verkauf von Wertpapieren - steigt der Vermögensverwalter aus. "Im Zuge der Fokussierung auf das Investmentgeschäft wird Vontobel das reine Kapitalmarktgeschäft aufgeben", erklärte das Geldhaus am Montag.

Vom Umbau betroffen sind rund zwei Dutzend Beschäftigte, sagte ein Sprecher der Bank. Einen Teil des Geschäfts, das Aktien-Brokerage in London mit sechs Mitarbeitern, soll die Zürcher Kantonalbank übernehmen. Diese Transaktion solle im vierten Quartal 2020 über die Bühne gehen.

Im Zuge des Umbaus verschwindet auch die Sparte Investmentbanking. Deren langjähriger Leiter Roger Studer scheidet aus der Geschäftsleitung der Bank aus und wird sich ab 2020 auf "nicht-operative Aufgaben konzentrieren", wie Vontobel mitteilte. Vontobel bleibe er über sein Verwaltungsratsmandat bei der Bank Vontobel Europe AG mit Sitz in München verbunden. Darüber hinaus werde Studer weiterhin sein Mandat als Vice-President im Europäischen Verband für Strukturierte Produkte wahrnehmen.

Vontobel setzt mit der Neustrukturierung insgesamt vermehrt auf ultrareiche Kunden. Der vermögensverwalter will mit dem Schritt "vom erwarteten weltweiten Wachstum des Bedarfs an professionellen Investmentlösungen und individueller Anlageberatung profitieren", wie aus einer Mitteilung vom Montag hervorgeht.

Das Asset Management unter der Leitung von Axel Schwarzer fokussiere sich weiterhin auf Institutionelle Kunden wie Pensionskassen, Versicherungen oder Staatsfonds sowie Drittbanken im Wholesale-Fondsgeschäft, schrieb Vontobel. Neu will die Bank zudem in den Regionen USA, Japan und in ausgewählten europäischen Märkten wie Frankreich wachsen.

Stärkere Ausrichtung auf Ultrareiche

Im Wealth Management unter der Leitung von Georg Schubiger will sich Vontobel auf vermögende Privatkunden konzentrieren. In der Sparte "Platforms & Services" werden externen Vermögensverwaltern (EAM) und weiteren Intermediären die Dienstleistungen und Produkte von Vontobel zur Verfügung gestellt. Vontobel hat sich in diesem Bereich zum Ziel gesetzt, zum führenden Partner in den Märkten Schweiz, Deutschland, Hongkong und Singapur zu werden. Die Kundenbetreuung werde von Brian Fischer verantwortet.

Der Umbau spiegelt sich auch in einem neuen Arbeitsmodell, das bei Vontobel zum Jahreswechsel in Kraft treten und bis Ende des ersten Quartals 2020 umgesetzt werden soll. Die Beratungsexpertise werde in spezialisierten Client Units gebündelt, heisst es im Communiqué. Die Investment- und Lösungskompetenz werde in Centers of Excellence zusammengefasst. Die Führungsstruktur solle über alle Einheiten flach gehalten werden und über ein einheitliches Beurteilungssystem zusammengebunden werden.

Vontobel hat weiter entschieden, ein neues Führungsteam zu bilden. Dieses solle den kollaborativen Arbeitsansatz spiegeln. Neben den erwähnten Leitern der Client Units und Centers of Excelllences werden auch Martin Sieg Castagnola als Finanzchef sowie Personalchefin Caroline Knöri und Friz im Operating Committee vertreten sein.

Ergebnis für 11 Monate über Vorjahr

Ausserdem gab Vontobel ein Update zur Geschäftsentwicklung: Per Ende November seien die betreuten Kundengelder auf 225 Milliarden Franken gestiegen. Per Ende September hatten sich die Kundengelder auf 217,1 Milliarden Franken belaufen, wie Anfang November bekannt gegeben wurde. Zum Wachstum hätten eine gute Performance und ein Nettoneugeldwachstum von 7 Prozent beigetragen, schrieb Vontobel nun. Das Ergebnis der ersten elf Monate liege über dem Vorjahresergebnis.

Die Anleger reagieren zum Handelstart verhalten auf die kommunizierten Pläne. Die Vontobel-Aktie zieht kurz nach Eröffnung des Handels am Montag um rund 0,5 Prozent an. 

(AWP/Reuters/cash)