Der Ukraine-Krieg dürfte sich sehr schnell auf die Budgets der Schweizer Haushalte auswirken, warnt die Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche". Nach den steigenden Gas- und Benzinpreisen dürften sehr bald die Lebensmittelpreise anziehen. Laut John Plassard, Anlagespezialist bei der Genfer Bank Mirabaud, ist in diesem Jahr mit Preissteigerungen von 10 bis 15 Prozent zu rechnen.

Die meisten Grundnahrungsmittel seien betroffen: Butter, Eier, Milch, Brot, Kekse und Speiseöle. Die grossen Schweizer Detailhandelsfirmen hätten ihre Preise bisher noch nicht erhöht, aber die aktuelle Krise werde sich in den nächsten Monaten sicherlich bemerkbar machen, sagte ein Sprecher der Migros.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert vom Bundesrat angesichts des Ukraine-Krieges Sofortmassnahmen für die Wirtschaft. Ansonsten drohe die Arbeitslosigkeit zu steigen. Die Kaufkraft der Konsumentinnen und Konsumenten sei zu stärken. Der SGB will laut "SonntagsZeitung" allen Bundesräten einen Brief schreiben, um auf die besorgniserregende Lage aufmerksam zu machen.

Die Landesregierung solle die vereinfachte Kurzarbeit, die bis Ende März befristet ist, bis Juni verlängern. So liessen sich Entlassungen im Tourismus, in der Flugbranche und in der Exportindustrie verhindern. Ferner fordert der Gewerkschaftsbund, dass der Bundesrat die CO2-Abgabe, die auf den 1. Januar von 96 auf 120 Franken pro Tonne CO2 erhöht worden ist, rasch zurückerstattet.

Gewerkschaftsbund will Lohnerhöhungen

Der Gewerkschaftsbund verlangt darüber hinaus für die kommende Lohnrunde generelle Lohnerhöhungen. Wegen des jüngsten Preisanstiegs auf breiter Front drohten sonst vielen Leuten Einbussen bei der Kaufkraft, sagte SGB-Chefökonom Daniel Lampart gegenüber dem "SonntagsBlick".

Der Direktor des Arbeitgeberverbandes, Roland Müller, weckt seinerseits Hoffnungen auf höhere Löhne. Sollte die aktuell gute Wirtschaftslage anhalten, könnten sich bei vielen Unternehmen Spielräume öffnen. In erster Linie richteten sich die Arbeitgeber bei den Nominallöhnen am finanziellen Spielraum in den Unternehmen aus. Müller ist sich bewusst, dass sich eine steigende Kaufkraft positiv auf die Konsumentenstimmung auswirkt.

Die Grünen fordern ihrerseits Massnahmen gegen die steigenden Energiekosten. Die Schweiz sollte autofreie Sonntage einführen, wie dies bei der Ölkrise in den 1970er Jahren gemacht worden sei, sagte Parteipräsident Balthasar Glättli gegenüber der "NZZ am Sonntag". Ferner verlangt Glättli Tempo 80 oder 100 auf der Autobahn. Die Nationalstrassenbeleuchtung sollte in der Nacht reduziert werden. Mit ihren weitreichenden Forderungen sind die Grünen nicht allein. Die SP will die Krankenkassenprämien verbilligen, sollten die Heizkosten explodieren. Die SVP fordert, dass der Bund auf einen Teil der Abgaben auf Treibstoff, Heizöl und Strom verzichtet.

(AWP/cash)