Manche Pensionskassen schicken ihren Versicherten einen Bericht zu, in dem eine Reihe von Angaben zu den Aktivitäten der Vorsorgeeinrichtung enthalten sind. Gemeint ist nicht der individuelle Vorsorgeausweis, sondern es ist dies in der Regel ein Schreiben des Stiftungsrats, der die Pensionskasse überwacht, oder ein Geschäftsbericht.

Was in einem solchen Bericht steht, betrifft Sie als Versicherten direkt. Es geht darum, wie Ihr Altersguthaben verwaltet wird, welche Verpflichtungen und Risiken bestehen und wie sicher und finanziell solvent eine Pensionskasse ist.

Die zweite Säule ist ein komplexes Gebilde. Experten und Spezialisten werfen gerne mit allen möglichen Schlag- und Modewörtern um sich. Aber die Pensionskasse ist genauso wichtig für jene, die keine Fachleute in der beruflichen Vorsorge sind. Wer weiss, was sich hinter bestimmten Begriffen versteckt, ist klar im Vorteil. Auch Bilanzen lesen ist gefragt. Im Detail sieht dies so aus:

Vermögensanlagen

Wichtig für Versicherte ist zu wissen, wie die Vermögen investiert sind. Dies wird unter dem Punkt Vermögensanlagen erläutert. Dass rund 30 Prozent in Aktien investiert sind, ist bei unabhängigen Pensionskassen keine Seltenheit. Aktien sind, wie Finanzmarktschwankungen zeigen, durchaus risikobehaftete Anlagen: Der Schweizer Leitindex SMI hat zwar dieses Jahr knapp 9 Prozent zugelegt, aber beispielsweise 2015 um fast 2 Prozent verloren.

Sicherere Anlageklassen sind Obligationen, also Schuldscheine von Regierungen und Unternehmen. Diese unterliegen geringeren Finanzmarktschwankungen als Aktien, geben aber wegen der tiefen Zinsen seit Jahren wenig Rendite her. Ein wichtiger Posten bei der Vermögenszuteilung (oder Vermögensallokation) sind auch Immobilien. Dank regelmässiger Mieteinnahmen rentieren diese im Moment gut. Problematischer wird es für Immobilien dann, wenn die Konjunktur schwächelt.

Verwaltungskosten

Aufgelistet werden auch die Verwaltungskosten. Diese zeigen beispielsweise auf, wie viel Spesen und Geld für externe Vermögensverwalter und Berater aufgewendet wurde, oder welche Gebühren Fonds und andere Anlagen verursachten.

Verwaltungskosten sind ein umstrittenes Thema: Kritiker des heutigen Systems der beruflichen Vorsorge, vor allem auf der politischen Linken, bezeichnen diese als zu hoch. Aus den Zahlen der Pensionskassen selbst ist die Verhältnismässigkeit der Kosten schwierig abzulesen, denn bei sehr grossen Kassen ist der prozentuale Anteil der Kosten naturgemäss tiefer als bei kleinen Kassen. Vergleichen lassen sich zudem nur Pensionskassen-Berichte, die nach gleicher Rechungslegung angelegt sind.

Bilanz

Während die Vermögenswerte die Aktiven in der Bilanz darstellen, sind die Verbindlichkeiten als Passiven aufgeführt, also wie viel Mittel für Renten und Freizügigkeitsleistungen notwendig sind. Falls eine detaillierte Übersicht besteht, sind auch die Vorsorgekapitalien für bestimmte Rentenarten dargestellt, also Beitrags- oder Leistungsprimat oder Konten für frühzeitige Pensionierungen.

Die Wertschwankungsreserve wiederum gibt Aufschluss darüber, wie gesichert die Verzinsung der Guthaben ist - sie hängt allerdings davon ab, mit welchen Risiken die Gelder investiert sind. Eine Pensionskasse, die 300 Millionen Franken Verbindlichkeiten und 30 Millionen Wertschwankungsreserve (10 Prozent) bilanziert hat, kann einigermassen gut mit Finanzmarktturbulenzen umgehen.

Bei Vermögenswerten und Verpflichtungen ist der Vergleich zum Vorjahr wichtig: Sind die in der Pensionskasse enthaltenen Gelder gestiegen oder gesunken? Und muss die Pensionskasse mehr für die Rentner aufwenden bzw. reservieren? Deutliche Veränderungen deuten darauf hin, dass Probleme am Horizont auftauchen könnten.

Anlageergebnis

Die Pensionskasse teilt mit, wie stark der Wertzuwachs (oder –verlust!) der investierten Vermögen ausfiel. Durchschnittlich erwirtschafteten die Pensionskassen 2016 ein Anlageergebnis von etwa 3,5 Prozent.

Den Versicherten wird auch erklärt, welche Grossereignisse die Finanzmärkte prägten: Im vergangenen Jahr waren die beispielsweise das britische EU-Austrittsvotum oder die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Dieses Jahr sind dies vor allem der Nordkorea-Konflikt, die internationale Geldpolitik oder auch der schwächer werdende Franken.

Deckungsgrad

Wenn eine Pensionskasse einen Deckungsgrad von 105 Prozent ausweist, heisst dies, dass 5 Prozent mehr Vermögen vorhanden sind, als für die Verpflichtungen gegenüber den Versicherten notwendig ist. Wäre der Wert unter 100, befände sich die Vorsorgeeinrichtung in der Unterdeckung, hat also rein rechnerisch zu wenig Mittel. Ein tiefer Deckungsgrad fällt dann umsomehr ins Gewicht, wenn die Zahl der Bezüger steigt und jene der Einzahler weniger wird, das heisst, eine Pensionskasse überaltert ist.

Der Deckungsgrad gibt allerdings nur ungefähr an, wie gut es um eine Pensionskasse gestellt ist. Der Wert ändert sich dauernd, weil der Wert der Vermögen am Finanzmarkt schwankt und weil das Erfordernis nicht immer gleich hoch ist.

Dazu kommt: Wenn der technische Zinssatz – ein von der Pensionskasse festgelegter Zins zur Berechnung künftiger Erträge – verändert wird, ändert sich auch der Deckungsgrad. Wird dieser technische Zinssatz um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, sinkt der Deckungsgrad um etwa 5 Prozentpunkte. Ist der technische Zins (auch er wird in der Regel den Versicherten mitgeteilt) zu hoch, deutet dies auf eine wenig seriös arbeitende Pensionskasse hin. Derzeit liegt er wegen des Tief- und Negativzinsniveaus bei den meisten Einrichtungen unter 3 Prozent.

Personelles

Eine Pensionskasse teilt Ein- und Austritte in den Stiftungsrat (oder je nach Kasse die Verwaltungskommission) mit. In diesen Gremien sitzen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter. Als Arbeitnehmervertreter können sich alle Versicherten melden, zudem darf man an diese auch im Sinne einer Auskunftsperson gelangen.

Die Krux beim Lesen solcher Pensionskassen-Berichte ist: Auch bei gutem Verständnis der Kennzahlen wirkt nicht alles transparent: Vor allem die Verwaltungskosten sind ein heikler Punkt. Andererseits können Versicherte anhand von Deckungsgrad, technischem Zins und Anlageergebnis abschätzen, wie finanziell solide - oder prekär - die Lage der eigenen Vorsorgeeinrichtung ist.

Wichtige Pensionskassen und Vorsorgeeinrichtungen von Grosskonzernen verschicken detaillierte Berichte. Auch wenn ein Unternehmen die Vorsorge extern verwalten lässt, also bei einer Versicherungsgesellschaft, sind die Zahlen im Detail erhältlich. Bei kleineren Pensionskassen ist dies oft nicht der Fall. Aber die Versicherten haben das recht, über die Verwaltung ihrer Altersguthaben Auskunft zu verlangen, denn das Geld gehört Ihnen, und nicht der Pensionskasse. Eine Schwierigkeit wird sein, dass manche Pensionskassen die Daten nicht sofort zur Verfügung haben. Für jene, die sich für Ihre Pensionskasse interessieren, gilt aber: Fragen darf und soll man!