Vor dem Schlussspurt im Weihnachtsgeschäft stabilisiert sich die Stimmung der Verbraucher in Deutschland etwas - aber der Einzelhandel bleibt skeptisch. Das Konsumklima für Dezember steigt leicht um 0,9 auf minus 23,2 Punkte, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Donnerstag mitteilten. «Dies ist auch für den Einzelhandel mit Blick auf das Jahresendgeschäft eine gute Nachricht», erklärte NIM-Experte Rolf Bürkl zur monatlichen Umfrage unter rund 2000 Verbraucherinnen und Verbrauchern. Während die Kauflaune sich etwas verbesserte, blickten die Bürger allerdings wieder nüchterner auf ihre künftigen Finanzen.

Die Einzelhändler selbst sind vor dem ersten Adventswochenende pessimistisch für die anstehende heisse Phase des Weihnachtsgeschäfts gestimmt. Rund jedes vierte Unternehmen rechnet mit einem schlechten Verlauf, wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab. Knapp die Hälfte erwartet ein durchschnittliches Geschäft, nur zehn Prozent hoffen auf einen guten Verlauf. «Die Erwartungen der Einzelhändler sind gedämpft», betonte Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo-Umfragen. «Viele Händler gehen ohne grosse Hoffnung in die wichtigste Verkaufsphase des Jahres.»

Die Erwartungen fallen demnach düsterer aus als im Vorjahr: Gut 42 Prozent der Einzelhändler rechnen mit einem schlechteren Jahresendspurt als 2024. Etwa 35 Prozent kalkulieren mit unveränderten Umsätzen, nur sieben Prozent mit mehr Erlösen. «Ein Blick auf die einzelnen Segmente zeigt ein durchweg trübes Bild», erklärte das Ifo-Institut. Es gebe aber eine Ausnahme: Im Bucheinzelhandel überwiegen die optimistischen Stimmen. Die Händler von Spielwaren seien dagegen besonders pessimistisch, obwohl dies sonst ein starker Bereich im vorweihnachtlichen Handel sei. Hier erwartet rund jeder zweite Händler ein schlechteres Ergebnis.

«Die Glöckchen klangen schon süsser» - Kein Aufwärtstrend

Für die leichte Verbesserung der GfK-Konsumlaune sorgte vor allem die zum zweiten Mal in Folge gestiegene Anschaffungsneigung. Dieser Indikator misst die Bereitschaft zu grösseren Einkäufen etwa von Möbeln, Autos oder Fahrrädern und stieg auf den zweithöchsten Wert in diesem Jahr. Zudem sank die Sparneigung, was tendenziell den Konsum stützt. Eine stärkere Erholung des Konsumklimas verhinderten jedoch eingetrübte Aussichten. So sanken die Einkommenserwartungen den zweiten Monat in Folge und fielen auf den niedrigsten Wert seit März. Auch die Konjunkturerwartungen sanken leicht.

«In der Adventszeit klangen die Glöckchen schon süsser», sagte DekaBank-Analyst Andreas Scheuerle. Die Stimmung der Konsumenten bleibe trotz der leichten Verbesserung auf dem Niveau des Corona-Lockdowns. «Zuversicht sieht anders aus.» Auch der Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank sieht in den GfK-Daten keinen Startschuss für einen Aufwärtstrend. So deuteten die Sparneigung und Arbeitsplatzsorgen auf grössere Unsicherheit. «Die jüngste Rentendebatte dürfte das Vertrauen weiter angeknackst haben - neue Impulse signalisiert das Konsumklima nicht.»

Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet dieses Jahr wegen der allgemeinen Konjunkturflaute nur ein leichtes Umsatzplus im Weihnachtsgeschäft. Die Einnahmen dürften im November und Dezember um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 126,2 Milliarden Euro steigen. Das Plus würde damit deutlich kleiner ausfallen als 2024 mit 3,8 Prozent. Rund um die Schnäppchentage Black Friday und Cyber Monday befürchtet der HDE sogar erstmals ein Umsatzminus. Erwartet werden Erlöse von 5,8 Milliarden Euro und damit zwei Prozent weniger als vor einem Jahr. 

(Reuters)