Der aus dem Film "The Big Short" bekannte Value-Investor Michael Burry hat sich im zweiten Quartal nur wenige Monate nach dem Einstieg von seinen Anteilen an Alibaba und JD.com getrennt. Gleichzeitig hat die Investitionsfirma Scion Asset Management, deren Chef und Gründer Burry ist, Short-Positionen auf den S&P 500 und den Nasdaq-100 aufgebaut.

Aufschluss darüber geben jeweils die so genannten 13F-Filings an die US-Börsenaufsicht SEC, welche Grossanleger ab einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar regelmässig übermitteln müssen - spätestens 45 Tage nach Quartalsende.

Der fiktive Wert der Short-Position auf den S&P 500 belief sich auf 886’560’000 Dollar, basierend auf dem Schlusskurs des “SPDR S&P 500 ETF” am 30. Juni.  Die Nasdaq-100-Short-Position auf den “Invesco QQQ Trust Series 1” wies einen Nennwert von 738’840’000 Dollar auf. Zusammen machten die Put-Optionen im Umfang von 1,6 Milliarden Dollar einen Anteil von mehr als 90 Prozent am Portfolio von Scion Asset Management laut 13F-Filing aus.

Je nach Ausübungspreisen und Monaten der einzelnen gehandelten Optionen wären der Umfang der tatsächlichen Investition und die gezahlte Prämie jedoch wohl viel geringer. Die tatsächlichen Kosten für diese Puts werden auf 20 bis 50 Millionen Dollar geschätzt und sind daher weit entfernt von den erwähnten 1,6 Milliarden Dollar.

Die implizite Grösse der Short-Position macht es trotzdem wahrscheinlich, dass es sich bei den Positionen um eine ausgesprochene Wette auf fallende Kurse am Aktienmarkt handelt und nicht um Hedging-Positionen, die im Zusammenhang mit anderen Positionen stehen. Burry, der durch die Vorhersage des Immobiliencrashs 2008 berühmt wurde, hat sich durch seine Vorhersagen über drohende Risiken eine grosse Fangemeinde in den sozialen Medien geschaffen. Im Januar sagte er einen weiteren Inflationsanstieg voraus und meinte, die USA befänden sich bereits in einer Rezession - was sich noch nicht bewahrheitet hat.

Verkauf der Aktien-Positionen als deutlicher Umschwung

Auch der Verkauf von Alibaba und JD.com  ist ein krasser Umschwung, wenn man bedenkt, dass die beiden chinesischen Tech-Giganten 20 Prozent des Scion-Portfolios ausmachten und Ende März die beiden grössten Aktienbestände waren. Burry hat im zweiten Quartal Beteiligungen an 15 Unternehmen aufgelöst, darunter auch Banken, die das Unternehmen in der vorangegangenen Periode aufgekauft hatte, als der Zusammenbruch mehrerer Kreditinstitute den Finanzsektor erschütterte. Dazu gehören die First Republic Bank, die von JPMorgan gerettet wurde, und die PacWest Bancorp, die von der Banc of California übernommen wird.

Die Expedia Group war Stand 30. Juni die wichtigste Beteiligung von Scion. Der Hedge-Fonds erwarb zur Jahresmitte 100’000 Aktien im Wert von 10,9 Millionen Dollar. Zu den 25 neuen Beteiligungen, die der Fonds im letzten Quartal im Rahmen einer umfassenden Portfolio-Umschichtung eingegangen ist, gehören auch Charter Communications  und CVS Health. Die 15 grössten Beteiligungen von Burry Ende Juni sind allesamt neue Positionen.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.

ManuelBoeck
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