Der Donnerstag hatte es in sich an der deutschen Börse: Der Zahlungsabwickler Wirecard, Mitglid des prestigeträchtigen deutschen Leitindex Daxverschob erneut die Veröffentlichung des lange erwarteten Jahresabschlusses 2019. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY stellte kein Testat für die Bilanz des Zahlungsabwicklers aus, denn bei Buchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien ist wegen Täuschungsverdachts unklar, ob die Gelder überhaupt existieren. Laut Wirecard geht es um etwa ein Viertel der Bilanzsumme.

Die Aktie brach am Donnerstag um 62 Prozent ein. Am meisten litt Firmenchef Markus Braun unter dem Kurssturz. Er besitzt als grösster Wirecard-Investor sieben Prozent der gut 123 Millionen Wirecard-Aktien. Der Absturz der Aktien bedeutete für ihn einen rechnerischen Wertverlust von über einer halben Milliarde Euro am Donnerstag.

Das Aktionariat von Wirecard unterscheidet sich nicht grundlegend von anderen grossen oder mittelgrossen börsenkotierten Konzernen. Grund ist hauptsächlich die Mitgliedschaft von Wirecard im Dax, weshalb Banken und Vermögensverwalter die Aktie in ihren Indexfonds aufnehmen müssen. Der Vermögensverwaltungsgigant Blackrock ist der zweitgrösste Wirecard-Aktionär mit 5,4 Prozent, vor der Fondsgesellschaft Jupiter und der US-Bank Citi, die beide rund 5 Prozent halten. Die Deutsche Bank ist mit 4,5 Prozent beteiligt. 

Schweizer Banken haben relativ tiefe Beteiligungen. Daten von Bloomberg zeigen (Stand: 18. Juni), dass die UBS mit 0,32 Prozent der ausstehenden Aktien der grösste Schweizer Aktionär von Wirecard ist. Die UBS ist über Anlagefonds und ETF am Skandalunternehmen beteiligt. Pictet Funds aus Genf halten 0,29 Prozent, die Credit Suisse 0,2 Prozent. Auch die Zürcher Kantonalbank lässt sich in den Tiefen des Wirdecard-Aktionariats finden. 

Der Leidensweg der Aktionäre ist jedenfalls noch nicht zu Ende. Bis zum Vormittag sinken die Wirdecard-Aktien über 40 Prozent. Der eher groteske Auftritt des Wirecard-Management, der in der Nacht auf Freitag auf Youtube (zum Artikel) gestellt wurde, half vorerst nichts. Durch den fehlenden Jahresabschluss 2019 können Banken Wirecard zufolge am heutigen Freitag Kredite in Höhe von rund zwei Milliarden Euro kündigen. Der Zahlungsdienstleister ist seit Anfang Jahr Vorwürfen der Bilanzfälschung ausgesetzt. Unter anderem die "Financial Times" berichtete kontinuierlich darüber.