Bill Gross, Gründer des ehemals grössten Obligationenfonds der Welt, schreibt in einem Beitrag auf X, Tesla verhalte sich "wie eine Meme-Aktie" mit sinkenden Fundamentaldaten und steigenden Kursen. Gross sagt: "Es scheint jetzt jeden zweiten Tag eine neue Meme-Aktie zu geben und die meisten sind Pump and Dump."
Unrecht hat der ehemalige Fondsmanager nicht. Allein in diesem Jahr schwankte der Kurs des E-Auto Herstellers stark zwischen 248 Dollar im Januar auf 142 Dollar im April und nun zurück auf 262 Dollar.
Verglichen mit dem 52-Wochen-Tief am 22. April stieg der Kurs bis aktuell um die 80 Prozent, damals gab Tesla einen positiv ausfallenden Gewinn für das erste Quartal bekannt. In den zehn letzten Tagen hat die Aktie jeweils im Plus geschlossen. Seit 24. Juni resultiert ein Gewinn von nicht weniger als 44 Prozent.
Mit Erreichen des Höchststandes stellt die Tesla-Aktie die Anleger jedoch vor eine neue Herausforderung. Die Aktien waren seit mehr als zwei Jahren nicht mehr so teuer. Aktuell wird die Tesla-Aktie mit dem 88-fachen der Gewinnprognose pro Aktie für die nächsten 12 Monate gehandelt. Dies ist der höchste Wert seit April 2022, als die Aktie das 49-fache der Gewinnprognose erreicht hatte.
Anleger sind optimistisch, dass sich die Lage für Tesla verbessert. Die Auslieferungen von Tesla sind im zweiten Quartal zwar erneut zurückgegangen, lagen aber mit 443'956 Fahrzeugen über den Analystenschätzungen von 436'000 Fahrzeugen. Diese Zahlen könnten ein Hinweis darauf sein, dass dem Autobauer möglicherweise bessere Zeiten bevorstehen, insbesondere da Elon Musk die Seifenoper um sein Boni-Paket abgeschlossen hat und Investoren das Potenzial der Künstlichen Intelligenz bei Tesla in den Vordergrund stellen.
Musk glaubt, dass er den E-Autobauer in einen KI-Giganten im Wert von 30 Billionen Dollar verwandeln wird, sobald Tesla den Übergang vom Verkauf von Elektroautos zum Betrieb einer profitablen Flotte von Robotaxis und humanoiden Robotern vollzogen hat.
Das Durchschnittskursziel für die Tesla-Aktie liegt laut Bloomberg-Daten nun bei 199 Dollar, was ein Abwärtspotenzial von 24 Prozent impliziert. Es gibt 27 «Buy»-Ratings, 20 «Hold»-Ratings und 13 «Sell»-Ratings.
Anleger warten nun auf die bevorstehende Robotaxi-Veranstaltung am 8. August, bei der Tesla seine Pläne zur Monetarisierung selbstfahrender Autos vorstellen wird.
(cash/Bloomberg)
2 Kommentare
plutos, genau so schätzen Laien die Aktie ein. Der Strommarkt der 100% Überschuss generiert wird außer acht gelassen und ist jetzt schon hochprofitabel und tragen zum Ergebnis bei, sowie die Roboter die einen Hype erleben werden. Tesla ist kein Automaker herkömmlicher Art. Tesla wird die anderen Autokonzerne gegen die Wand fahren, zumindest in Europa. Der Strommarkt hungert nach Speicherkapazitäten weltweit. Die Unternehmen Elons bildet einen kompletten Kreislauf. Was können herkömmliche Autobauer? Denk mal drüber nach!
Das Problem bei der Bewertung von Tesla ist meiner Ansicht nach, dass ein traditionelles Geschäftsmodell (Autos bauen) im IST mit einem potentiellen Geschäftsmodell (Invidualverkehr als Serviceleistung) in einer Firma verknüpft ist.
Wer das aktuelle Geschäftsmodell und dessen Perspektiven beurteilt, muss zu einer pessimistischen Einschätzung kommen: E-Autos bauen können auch andere, das Wachstum ist deutlich geringer als ursprünglich prognostiziert, Tesla läuft in die genau gleichen Probleme wie die traditionellen Autobauer, die Skaleneffekte wirken auf der Kostenseite nicht so weitgehend, wie geplant. Der Vorschusskredit als "Innovator" und "Gamechanger" ist weg, es zählen nur noch die harten Fakten. Und diese sagen: Just another car company. Entsprechend tief ist die Bewertung basierend auf den realen Zahlen.
Wer aber Musks Vision von einer komplett autonomen Verkehrsinfrastruktur für Individualverkehr als Service teilt, der glaubt defactor daran, dass Tesla ein System mit Autos baut, die vollständig autonom fahren, wo ich nach gefahrenem Kilometer individuell bezahle. Ein solches System funktionier natürlich nur dann wirklich, wenn das System faktisch alle Verkehrsteilnehmer steuern kann. Mit anderen Worten: Es wird dann nur noch Tesla als alleinigen Systemanbieter geben und Tesla drängt alle anderen Automobilhersteller aus dem Markt. Wer an eine solche Zukunft glaubt, das im Prinzip das Modell Uber ohne Fahrer ist, bei dem die Fahrzeuge Tesla gehören, nicht mehr der Privatperson, wer also an eine solche Entwicklung glaubt, muss Tesla sehr hoch bewerten, weil es dann ein quasi-Monopol für motorisierten Individualverkehr hätte.
Das Problem dabei ist nur: Das wird so nicht stattfinden, weil es am Bedürfnis des Marktes vorbeigeht. Bestünde ein solches Bedürnis, würden heute schon alle Taxi und Uber fahren. Dem ist aber nicht so. Und ich sehe kein Indiz dafür, dass sich das in absehbarer Zukunft ändern wird. Wenn dem aber nicht so ist, fällt die Vision eines einzigen System-Anbieters in sich zusammen. Und wir sind mitten in einem Wettbewerb vieler Anbieter, die sich vielleicht auf einen Interoperabilitäts-Standard einigen, damit die Fahrzeuge ihrer Kunden mit jenen anderer Hersteller kommunizieren können. Aber wir haben kein Monopol, sondern im Gegenteil, dern genau gleich scharfen Wettbewerb im Automobilmarkt, den wir heute schon haben. Und da sehe ich nicht, wo sich Tesla als Autobauer mit klassischem Geschäftsmodell von anderen gewinnbringend unterscheidet.
Ergo: Tesla ist kein Aktie zum Investieren sondern eine um zu Traden und die Hoffnungen der Tesla-Jünger, die sich in den im Artikel beschriebenen hochgehenden Welle abzuschöpfen. Während bei Investieren der return vom Unternehmen als Gewinn (Wertschöpfung) generiert wird, findet bei Traden nur eine Vermögensumverteilung zwischen jenen statt, die an die Aktie langfristig glauben zu jenen, die das nicht tun.
Mit Meme hat das eigentlich nichts zu tun, auch wenn der Kurs so aussieht.