In den vergangenen Wochen inspizierten vom Gericht bestellte Anwälte kleinere Fabriken, um verdächtige Ware zu beschlagnahmen, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Im Mai hatte Birkenstock gegen vier Händler, vier Fabriken und zwei Unbekannte wegen der Verletzung von Markenrechten geklagt. Einer internen Untersuchung zufolge würden die Fälschungen in ländlichen Gebieten um den Touristenort Agra hergestellt und sowohl lokal verkauft als auch exportiert. Das Traditionsunternehmen aus Linz am Rhein und die beauftragte Anwaltskanzlei lehnten eine Stellungnahme unter Verweis auf das laufende Verfahren ab.

Ein Richter in Delhi hatte am 26. Mai eine vertrauliche Anordnung erlassen, die erst vergangene Woche auf der Website des Gerichts veröffentlicht wurde. Darin beauftragte er zehn lokale Anwälte, die verdächtigen Fabriken zu besuchen und gefälschte Produkte zu beschlagnahmen, zu verpacken und zu versiegeln. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Öffentlichkeit getäuscht werde. «Die Unterschiede, falls überhaupt vorhanden, sind für das blosse Auge kaum erkennbar», erklärte der Richter. Die Inspektionen seien inzwischen abgeschlossen. Die nächste Anhörung in dem Fall ist für den 6. Oktober angesetzt.

Die einst als Hippie-Symbol geltenden Sandalen erlangten international grosse Aufmerksamkeit, als die Schauspielerin Margot Robbie sie im Kino-Kassenschlager «Barbie» trug. In Indien kosten Birkenstock-Sandalen für Damen zwischen 46 und 233 Dollar. Der Fall steht im Kontext weiterer Auseinandersetzungen von Schuhherstellern auf dem Subkontinent.

So erhielt Crocs kürzlich die gerichtliche Erlaubnis, einen neun Jahre alten Fall von Produktpiraterie weiterzuverfolgen. In Deutschland hatte der Bundesgerichtshof im Februar jedoch entschieden, dass Birkenstock-Sandalen nicht als Kunst gelten und daher nicht urheberrechtlich geschützt sind. Damit wiesen die Karlsruher Richter eine Klage gegen Nachahmer ab – die Konkurrenzprodukte müssen nicht vom Markt genommen werden.

(Reuters)