Der Bitcoin ist am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Er sank zeitweise auf 88'522 Dollar. Der jüngste Kurssturz traf Investoren aller Grössenordnungen – von Kleinanlegern, die den Rücksetzer zum Einstieg nutzen wollten, bis zu Digital-Asset-Firmen, deren Aktienprämien nun dahinschmelzen.

Nach einer starken Umsatzprognose des Chipherstellers Nvidia konnten die Tokenkurse wieder etwas Boden gutmachen. Die Aussicht auf anhaltend hohe Investitionen in Künstliche Intelligenz dämpfte die Befürchtung, der globale KI-Boom könnte bald nachlassen. Der Bitcoin notiert am Donnerstag auf 92'033 Dollar. 

Die nächsten psychologischen Schwellen liegen bei rund 85'000 Dollar und 80'000 Dollar. Im Blickpunkt steht das Jahrestief von 74'425 Dollar, das im April infolge der Verwerfungen markiert wurde, die die Zollagenda von Donald Trump ausgelöst hatten.

Die Gesamtmarktkapitalisierung aller Kryptowährungen hatte im Zuge der Bitcoin-Rekordrally am 6. Oktober etwa 4,3 Billionen Dollar erreicht. Nun ist sie auf rund 3,2 Billionen Dollar abgesackt. Ein grosser Teil dieser Veränderung spiegelt jedoch Buchverluste wider – kein reales Kapital, das tatsächlich den Markt verlassen hätte.

Mit einer Kaskade erzwungener Liquidationen am 10. Oktober, als mehr als 19 Milliarden Dollar an gehebelten Kryptopositionen aufgelöst wurden, trat die Fragilität des Marktes offen zutage. Verkäufe lösten eine Kettenreaktion aus – mit Nachschusspflichten, Abflüssen aus börsengehandelten Fonds und schwindendem Interesse neuer Käufer.

«Die Anleger tappen etwas im Dunkeln – sie haben keine Orientierung durch Makrodaten, sie können nur sehen, was die grossen On-Chain-Akteure tun, und das beunruhigt sie zunehmend», erklärt James Butterfill, Analysechef bei CoinShares.

Die Bitcoin-Rally auf etwas über 126'000 Dollar in diesem Jahr beruhte auf zwei Säulen: der Erwartung mehrerer Zinssenkungen durch die Federal Reserve und wachsender institutioneller Nachfrage. Beide Geschichten sind inzwischen ins Stocken geraten, während Momentum-Käufer sich zurückziehen. Der Kursverfall trifft vor allem Digital-Asset-Firmen, deren Bewertungen auf der früheren Rallye fussten.

Ethereum fiel wieder unter 3000 Dollar. Nach einer schwachen ersten Jahreshälfte hatte die zweitgrösste Kryptowährung im Sommer auf fast 5000 Dollar zugelegt und damit kurzzeitig ihr Hoch aus dem Jahr 2021 übertroffen. Inzwischen hat sie diese Gewinne vollständig abgegeben.

«Ich glaube, wir stehen näher am Ende der Verkaufswelle als am Anfang», sagte Matthew Hougan, Chief Investment Officer von Bitwise Asset Management in San Francisco, «aber die Märkte sind nervös, und Krypto könnte noch etwas weiter fallen, bevor sich eine stabile Basis zur Erholung bildet.» Am Donnerstag notierte Bitcoin in Singapur bei 92'395 Dollar.

(Bloomberg)