Ihre Glaubwürdigkeit werde danach beurteilt werden, wie diese Episode nun bewältigt werde, sagte Carstens der "Börsen-Zeitung" in einem eröffentlichten Interview. "Die Zentralbanken dürfen jetzt auf keinen Fall zu früh nachlassen und sie müssen die Inflation weiter entschlossen bekämpfen", sagte er.

Jetzt hätten sie auch die Gelegenheit zu zeigen, warum ihre Unabhängigkeit wichtig sei. Die in Basel angesiedelte BIZ gilt als Zentralbank der Zentralbanken und ist eine wichtige Denkschmiede für die internationale Geldpolitik.

In der Euro-Zone hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen bereits sieben Mal in Folge angehoben - zuletzt am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte. Der an den Finanzmärkten massgebliche Einlagensatz wurde auf das neue Niveau von 3,25 Prozent gehievt.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte nach der Zinssitzung zudem, dass das Ende der Fahnenstange damit noch nicht erreicht sei. Zuvor hatte bereits am Mittwoch die US-Notenbank Fed zum zehnten Mal in Folge die Zinszügel angezogen. Auch sie setzte den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt hoch - auf die neue Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Nach dem Zinsstakkato der Fed dürfte zumindest in den USA das Ende der Zinserhöhungen nun allmählich erreicht sein.

Aus Sicht von Carstens ist der grösste Teil der Zinserhöhungen bereits erfolgt. "Sicher könnte es hier und da noch ein paar Erhöhungen geben. Aber wir sind nicht so weit vom Zinsgipfel, der 'terminal rate', entfernt", merkte er an. Entscheidend sei dann, was die Zentralbanken klar kommuniziert hätten, nach dem Erreichen des Zinsgipfels die Leitzinsen noch eine ganze Weile hoch zu halten.

Diesen Ansatz des 'higher for longer' unterstütze er. "Viele Marktteilnehmer dagegen rechnen mit frühen Zinssenkungen. Das halte ich nicht für realistisch", merkte er an. Es werde länger dauern, die Inflation wirklich zu bändigen und sicherzustellen, dass sie niedrig bleibe. "Beharrlichkeit ist jetzt für die Zentralbank wichtig."

(Reuters)