Der Stoxx-600-Subindex für Automobilhersteller und ihre Zulieferer hat in diesem Quartal 14 Prozent zugelegt und sich damit stärker entwickelt als alle anderen 19 Branchengruppen des breiteren europäischen Börsenbarometers. Der Stoxx 600 insgesamt kam nur 2,2 Prozent voran.

Schub kommt nicht nur von den in diesem Jahr stark gesunkenen Bewertungen im Sektor, sondern auch von der Einschätzung, dass die Corona-Pandemie das Konsumentenverhalten zugunsten der Autoindustrie ändern könnte. So könnte der Trend zur Heimarbeit dafür sorgen, dass Menschen aus den Städten wegziehen.

"Vereinfacht gesagt, werden die Menschen weniger fliegen, weniger den öffentlichen Nahverkehr nutzen und mehr fahren", heisst es in einer Analyse von Sanford C. Bernstein. Bei Unternehmensgewinnen und Cashflows sei eine Erholung zu erwarten.

China als Treiber

Gegenüber dem Jahreswechsel liegt der Stoxx-600-Autotitel-Index zwar noch 12 Prozent im Minus. Dennoch: Seit Anfang Juli hat jeder Wert im Index zugelegt, die Titel der Daimler ebenso wie Aktien des finnischen Reifenherstellers Nokian Renkaat Oyj und des französischen Zulieferers Valeo.

Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sieht die jüngst überdurchschnittliche Entwicklung von Autowerten auch im "spektakulären Comeback" Chinas begründet sowie in den staatlichen Konjunkturpaketen, die Länder wie Deutschland und Frankreich auf den Weg gebracht haben. Das zweite Quartal sei für die Branche zudem kein ganz so grosses Desaster gewesen wie erwartet.

Bernstein erwartet, dass einige Unternehmen im nächsten oder übernächsten Jahr wieder auf ihrem Ergebnisniveau vor Corona sein könnten. 30 Jahre lang sei der Flugverkehr auf Kosten des PKW-Bereichs gewachsen, merken die Analysten Arndt Ellinghorst und Thanos Hadjiantonis an. Nun könne selbst eine kleine prozentuale Zunahme des PKW-Verkehrs zu einem erheblichen Absatzanstieg führen, so Bernstein.

Pieper zeigt sich optimistisch in Bezug auf die Elektromobilität, die zu boomen beginne. Dies gebe dem Sektor neuen technischen Reiz und könnte die Bewertungen beflügeln.

(Bloomberg)