Banken sind Europas Top-Sektor des Jahres. Der STOXX Europe 600 Banks Index hat dieses Jahr bereits 32 Prozent hinzugelegt - der umfassende Stoxx 600 nur 13 Prozent. Und als traditionelle Nutzniesser von höheren Renditen gehörte der Sektor auch im schlechten Börsenmonat September zu den wenigen Gewinnern. 

Nach mehr als einem Jahrzehnt der Underperformance bleibt der Sektor historisch gesehen günstig. "Die Risiken, die in der Vergangenheit europäische Banken bedrohten, sind aktuell nicht in gleichem Masse präsent", schreiben die Strategen von Goldman Sachs. "Ironischerweise sind die Bewertungen für den Sektor jetzt sogar niedriger als in der europäischen Staatsschuldenkrise."

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 sind Banken Europas drittgünstigster Sektor – nach dem Auto-, Bergbau- und Handelssektor. Banken werden trotz der diesjährig starken Kursentwicklung mit einem 40-prozentigen Rabatt auf den Stoxx 600 gehandelt.

Steigende Ausschüttungen

Die bevorstehende Drittquartalssaison könnte als weiterer Katalysator dienen. Die JP Morgan-Analysten erwarten, dass die europäischen Banken gegenüber dem dritten Quartal 2019 - vor der Pandemie - ein Wachstum von 19 Prozent aufweisen.

Die für die Aktionäre entscheidende Kursrendite wird sich wohl in die gleiche Richtung entwickeln. Die Analysten von Goldman Sachs rechnen damit, dass die europäischen Banken in den nächsten zwei Jahren etwa 20 Prozent ihres Marktwerts sowohl durch Dividenden als auch durch Rückkäufe ausschütten werden.

Börsenmitteilungen belegen diese positive Sicht: Europas führende Banken planen, Investoren mit mindestens 22,5 Milliarden Euro Überschusskapital zu belohnen. Dieses hat sich wegen der regulatorischen Beschränkungen in der Pandemie aufgestaut.

Bloomberg schätzt zudem, dass Bankendividenden im Euroraum 2022 um 41 Prozent steigen werden. Die auf zwölf Monate projiezierte Dividendenrendite des Stoxx 600 Banks Index würde damit auf 5,5 Prozent steigen. Dieser Wert wird nur vom Grundstoffsektor übertroffen.

UBS und Société Générale als Toppicks

Die Analysten der kanadischen RBC prognostizieren, dass Einnahmen und die Ausschüttungen an die Aktionäre die UBS-Aktie um 30 Prozent in die Höhe treiben werden. Jefferies sieht für die Société Générale sogar ein weiteres Kursplus von 40 Prozent nach einem Anstieg von bereits 57 Prozent in diesem Jahr. Der Gewinn im dritten Quartal soll dabei als nächster Katalysator dienen.

"Die wichtigsten Katalysatoren für Banken in Europa waren die Normalisierung der Geldpolitik und Zinserholung", sagt Nuria Alvarez, Analystin beim spanischen Finanzdienstleister Renta 4. Eine makroökonomische Verschlechterung gehöre hingegen zum Hauptrisiko für den Sektor. "In Ermangelung weit verbreiteter Marktängste sollte der Sektor weiter gut laufen."

(Bloomberg/cash)