Am Montag wurde bekannt, dass Twitter-Mitgründer Jack Dorsey den Chefposten beim Online-Kurznachrichtendienst aufgibt und sich komplett auf sein zweites CEO-Amt beim Fintech Square konzentrieren wird. Nachfolger soll der bisherige Technikchef Parag Agrawal werden. 

Die Reaktionen an der Börse waren am Montag nach der Bekanntgabe des Dorsey-Abgang wild: Die Twitter-Aktien machten zu Beginn einen Kurssprung von 11 Prozent nach oben, am Ende ging es aber um 2,7 Prozent abwärts. Dass der bisherige Technikchef Parag Agrawal das Amt von Dorsey übernimmt, kam nicht gut an. Auch am Dienstag verlor der Titel nochmals 4 Prozent. Seit Jahresbeginn hat die Aktie 19 Prozent verloren.

Kursentwicklung der Twitter-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Antizyklisch handeln: Dieses Motto scheint sich Starinvestorin Cathie Wood bei ihrem jüngsten Nachkauf bei der Twitter-Aktie wieder zu Herzen genommen zu haben. Die Betonung liegt auf  "wieder", da Cathie Wood vor gut zwei Wochen bereits beim niedergeprügelten Streaming-Dienstleister Roku aufgestockt hat (cash.ch hat hier darüber berichtet).

Das von Cathie Wood geführte ARK Investment Management stockte am Dienstag sein Portfolio nochmals um 1,1 Millionen Twitter-Aktien auf. Dies ist der grösste Kauf von Twitter-Aktien seit dem 23. Juli und der erste Kauf seit einem Monat. ARK Investment Management hatte bereits vor den jüngsten Käufen zu den grössten Aktionären der Social-Media-Plattform gehört.

Niedergebrochen auf die einzelnen Fonds bedeuten die Käufe: 623'221 Aktien für den Vorzeige-ETF (Exchange Traded Funds) "Ark Innovation", 327'160 Aktien für den ETF "Ark Fintech Innovation" und 161'991 Aktien für den ETF "Ark Next Generation Internet". Der Gesamtkaufwert betrug fast 49 Millionen Dollar. 

Twitter als langfristige Wette

Cathie Woods Schritt, ihre Investition in Twitter zu erhöhen, ist mit hoher Gewissheit mit dem Abgang von Dorsey verbunden. Unter der Regentschaft von Dorsey verpasste Twitter eine der grössten Rallyes für US-Technologieaktien. Stattdessen steht sie auf dem niedrigsten Stand seit November 2020 und das Kursniveau liegt tiefer als im April 2015.

Doch aufgepasst: Anlegerinnen und Anleger die dank des Führungswechsels das schnelle Geld wittern, werden wohl enttäuscht werden. Denn auch Cathie Wood investiert mit ihren Fonds auf mindestens fünf Jahre hinaus. Zwar schrieb Twitter 2017 und 2018 schwarze Zahlen, doch mit dem Corona-Jahr 2020 kam der Rückfall in den Negativbereich. Und auch 2021 wird das Unternehmen aus San Fransisco wegen einer Vergleichszahlung von über 800 Millionen Dollar wohl mit einem Verlust abschliessen.

Und auf den neuen CEO kommt eine grosse Aufgabe zu: Twitter kommt aktuell mit seinem Geschäftsmodell, bei dem Werbekunden für Geld Tweets in die Timeline der Nutzer bringen können, nicht annähernd an die Anzeigenerlöse der direkten Konkurrenz wie Facebook - neu Meta - heran. Hier sind neue Ideen zur Monetarisierung des Twitter-Universums gefragt.

Twitter ist eine langfristige Wette, die durch ein starkes Umsatzwachstum und der Zunahme der aktiven Nutzer ihren Reiz erhält. Sollte der Konsens fürs nächste Jahr erreicht werden, wird Twitter den Umsatz um 21 Prozent steigern können. Und auch beim Gewinn sollte die Farbe grün wieder dominieren.

ManuelBoeck
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