Da zyklische Aktien und Value-Aktien seit den Impfstoffneuigkeiten eine Wiederbelebung erfahren, bietet der Swiss Market Index weniger Anreize für risikobereite Investoren. Laut den Strategen von Bloomberg Intelligence ist der Schweizer Aktienmarkt gar eine "Festung für gestern." Allein das Gesundheitswesen und die Nahrungsmittel machen 58 Prozent des SMI aus. Im Vergleich dazu weist der MSCI Europe-Benchmark eine 50: 50-Aufteilung zwischen Zyklikern und Defensiven auf. 

"Wenn wir aus der Covid-19-Krise hervorgehen, wird der Appetit der Anleger auf Qualitätsaktien, unabhängig vom Preis, zweifellos sinken", sagt Florent Delorme, Makro-Stratege bei M&G Investments. "Es ist Zeit, die Portfolios der sehr defensiven Aktien, die den Kern der Schweizer Indizes bilden, aufzuhellen."

Der SMI schnitt in den Tiefen des Pandemie-Ausverkaufs mit einem Rückgang von etwa 27 Prozent zwischen Februar und März noch besser ab als der Stoxx 600, der 36 Prozent verlor. Dennoch hat sich der SMI auf das Jahr gesehen nicht positiv entwickelt, und der Aufwärtstrend scheint durch seine defensive Zusammensetzung begrenzt zu sein.

Entwicklung des SMI (rot) seit Anfang Jahr im Vergleich zum DAX (weiss), dem FTSEMIB (Italien, blau), Ibex (Spanien, violett), FTSE 100 (England, orange), dem Cac 40 (Frankreich, gelb) und dem Stoxx Europe 600 (grün). Quelle: Bloomberg

Zyklische Sektoren wie Industrie, Rohstoffe und Nicht-Basiskonsumgüter dürften in den kommenden Monaten weiterhin eine Outperformance erzielen, sagt Joern Spillmann, Leiter Aktienstrategie bei der Zürcher Kantonalbank. "Wir sehen vorerst im übrigen Europa mehr Möglichkeiten."

Die relative Leistung des SMI gegenüber dem Stoxx 600 geht Hand in Hand mit dem Gewinnzyklus. Während das Ergebnis der Schweizer Benchmark im Jahr 2021 voraussichtlich um 17 Prozent und im folgenden Jahr um 11 Prozent steigen wird, ist es für den Stoxx 600 im gleichen Zeitraum 36 Prozent und 17 Prozent. Die Pharmagiganten Novartis und Roche sowie Nestle machen zusammen mehr als 50 Prozent des SMI aus.

Ein gewisses Schweizer Engagement könnte jedoch klug sein. "Ich bin immer noch ziemlich optimistisch", sagt Johan Utterman, Leiter Schweizer Aktien bei Lombard Odier Investment Managers in Zürich. Während sich der Referenzindex bei der Wiederbelebung des Risikos im November als rückständig erwiesen hat, "gibt es immer noch einige verprügelte Large Caps, insbesondere bei Finanztiteln, so dass auch im SMI Chancen bestehen", sagt er.

(Bloomberg/cash)