Trotz der Probleme mit der Impfkampagne und den steigenden Anleihezinsen in den USA bewegt sich der Stoxx Europe 600 mit den 600 grössten Aktien in Europa auf ein Rekordhoch zu. Dem Index fehlt noch knapp 1 Prozent bis zum Stand vom Februar 2020, als er bei 433,90 Punkten kurz vor dem Beginn der Coronapandemie in Europa seinen höchsten Stand erreichte, der je gemessen wurde.

Der Stoxx 600 hat in vier aufeinanderfolgenden Quartalen zugelegt. Zuletzt profitierten europäische Aktien davon, dass der Impf-Fortschritt in den USA eine schnellere Wiedereröffnung in der amerikanischen Wirtschaft ermöglichen könnte. 

"Wir erwarten eine ausgedehnte Periode mit einem Wachstum, das über dem weltweiten Trend liegt", sagt John Bilton, Leider der globalen Multi-Asset-Strategie bei JPMorgan Asset Management. Dieses Wachstum könne das ganze Jahr 2021 und gut in das nächste Jahr hinein andauern. Er empfiehlt daher Aktien mit einer Ausrichtung auf zyklische Märkte sowie auch Value-Titel. 

«Am pessimistischsten Punkt»

Auch die anhaltenden Impfprobleme in Europa mit knappen Liefermengen und dem Hin und Her mit der Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca wird laut Bilton für die Aktienmärkte kein dauerhaftes Problem: "Weltregionen wie Europa sind angesichts von Impf-Verzögerungen ziemlich sicher am pessimistischsten Punkt und werden vor diesem Hintergrund später im Jahr wieder Schub geben." Mit anderen Worten: Es kann nur besser werden.

Vermögensverwalter sind zum Beginn des zweiten Quartals vergleichsweise sehr optimistisch über die weltweite Erholung und das Gewinnwachstum der Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten. Dies ergibt eine Studie der Bank of America. 91 Prozent der Teilnehmer einer monatlichen Umfrage der US-Grossbank glauben, dass die Erholung stärker als allgemein erwartet ausfalle, und 89 Prozent gehen davon aus, dass die Unternehmen höhere Gewinne schreiben werden. In dieser Umfrage sind dies Rekordwerte. 

Wiedereröffnungs-Wetten lohnen sich weiter

Vor allem Value-Aktien haben noch Raum nach oben, weil sie in der bisherigen Erholung hinterhergehinkt haben. Im Euro Stoxx 600 dominieren die Aktien von Autos, Banken und Reiseunternehmen mit Kursgewinnen um die 20 Prozent. "Die Rotation weitet sich aus", sagt Kasper Elmgreen, Aktienchef bei der Anlagegesellschaft Amundi. Er bevorzugt derzeit Banken mit einer starken Position im Heimmarkt.

Andere "Wiedereröffnungs-Wetten" sieht Elmgreen bei Reiseaktien, in der Medien- und Unterhaltungsindustrie sowie im Handel und bei den Autoherstellern. Laut dem Amundi-Aktienchef ist die Verlagerung des Anlegerinteresses zu Value-Aktien noch nicht vorbei, doch er warnt auch davor, dass der Nachrichtenfluss über die Impfkampagnen und die epidemiologische Entwicklung in der Pandemie für Volatilität sorgen dürften. 

Nachdem im ersten Quartal 32 Milliarden Euro in nachhaltige ETF geflossen sind, sieht Elmgreen auch weitere Chancen beim Thema ESG - also Environment, Social und Governance, Unternehmen, die Umweltthemen, soziale Standards und gute Unternehmensführung fördern. Elmgreen ist besonders bullish bei Firmen, welche die Energiewende voranbringen, die in der Digitalisierung tätig sind oder die sich neuen Mobilitätsthemen widmen. 

(Bloomberg/cash)