Der Trend "Special Purpose Acquisition Companies" (SPAC) zu gründen, ist vor kurzem aus den USA nach Europa geschwappt - zunächst vor allem nach Amsterdam, jetzt kommt er nach Deutschland. Aber wie funktioniert ein SPAC-Börsengang?

Die Gründung

Hinter einem SPAC stehen als Initiatoren meist bekannte und branchenerfahrene Manager, Banker oder Investoren. Sie gründen ein SPAC mit dem Ziel, ein operativ tätiges, börsenreifes Unternehmen zu finden, es in die leere Hülle einzubringen und diese so mit Leben füllen.

Zu den Initiatoren von SPACs gehören Rocket-Internet-Gründer Oliver Samwer, der ehemalige Siemens- und Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld, der frühere UniCredit-Chef Jean Pierre Mustier oder der deutsche Start-up-Investor Klaus Hommels, der hinter Lakestar steht. Auf ihr Netzwerk und ihre Branchenkenntnis stützen die Käufer der SPAC-Aktien ihr Vertrauen. Die Initiatoren - im Fachjargon Sponsoren genannt - bekommen für ihre Mühe in der Regel vorab 20 Prozent der SPAC-Aktien kostenlos.

Der Börsengang

Der eigentliche SPAC-Börsengang ist typischerweise 200 bis 400 Millionen Euro schwer. Die Anteilsscheine - "Einheit" (unit) genannt - kosten meist den Standardbetrag von 10 Euro. Die Käufer wissen beim Börsengang nur, nach welchen Kriterien das zu kaufende Unternehmen ausgesucht wird, also aus welcher Branche es stammt (Finanzen, Technologie) oder welchem Trend es folgen soll (Digitalisierung, Ökologie).

Sie geben den Initiatoren also einen "Blankoscheck", weshalb SPACs auch "Blankoscheck-Firmen" genannt werden. Die Units enthalten neben einer Aktie auch einen Optionsschein für weitere Aktien (oder einen Bruchteil davon), der erst gezogen werden kann, wenn das SPAC ein Unternehmen schluckt. Aktien und Optionen werden an der Börse gehandelt.

Die Suche

Um ein Unternehmen zu finden, das sie kaufen wollen, haben die Sponsoren in der Regel zwei Jahre Zeit. Das beim Börsengang eingesammelte Geld liegt so lange auf einem Treuhandkonto. Haben sie einen Börsenkandidaten gefunden, mit dessen Eigentümern sie sich über die Bewertung einig sind, werden hinter den Kulissen zusätzliche Investoren gesucht, die bereit sind, bei der Übernahme einzusteigen.

Oft sind das auch die Eigentümer des Zielunternehmens, die ihre Anteile in Aktien des SPAC tauschen. Das beim SPAC-Börsengang eingenommene Geld dient meist nicht dazu, die Übernahme selbst zu finanzieren, die in die Milliarden gehen kann. Der Erlös soll vielmehr in das Wachstum investiert werden. Erst wenn die Finanzierungsstruktur steht, wird die Übernahme öffentlich gemacht.

Die Übernahme

"De-SPAC-ing" heisst die Verschmelzung des Zielunternehmens auf das SPAC oder dessen Übernahme. Der gesamte Prozess dauert einige Monate. Das SPAC bekommt dann meist den Namen des Übernahmeziels. Nun haben die Aktionäre des SPAC das Wort.

Sie müssen dem Zusammenschluss zustimmen, in der Regel auf einer Hauptversammlung. Sind sie nicht einverstanden, haben sie zudem das Recht, ihre Anteile zurückzugeben. Wenn sich keine Mehrheit für die Übernahme findet, wird das SPAC liquidiert und das eingesammelte Geld ausgeschüttet. 

(Reuters)