Am Wochenende hatte Musk über Twitter abstimmen lassen, ob er ein Zehntel seines Aktienpakets verkaufen soll. Von den 3,5 Millionen Nutzern, die mitmachten, stimmten fast 58 Prozent dafür.

Daraufhin erklärte Musk, das Votum befolgen zu wollen.

Viele Anleger nahmen das als Verkaufsankündigung ernst und trennten sich am Montag von den Papieren, die vergangene Woche ein Rekordhoch mit 1243 Dollar erreicht hatten. In Frankfurt rutschen die in Deutschland notierten Titel um neun Prozent ab, in den USA  um rund fünf Prozent. Musks Aktion erinnert an seine Twitter-Posse von 2018 zu einem Delisting der Tesla-Aktie, der ihm viel Ärger und Auflagen der US-Börsenaufsicht SEC einbrachte.

Der reichste Mensch der Welt hält 23 Prozent an Tesla. Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters zufolge würde er bei einem Verkauf von einem Zehntel etwa 21 Milliarden Dollar einnehmen. Getrieben wird der exzentrische, von vielen in der Autobranche bewunderte Musk offenbar von Ärger über Pläne zur Besteuerung von Milliardären in den USA. Darauf deutet ein beleidigender Spruch von "Lorde Edge", wie sich Musk auf Twitter nennt, zu einer Reaktion des Finanzausschuss-Vorsitzenden im Senat, Ron Wyden, hin. Der Politiker steht hinter dem Steuervorschlag und kommentierte Musks Verkaufsplan, dessen Steuerzahlung werde nicht von Twitter-Abstimmungen festgelegt. "Es ist jetzt Zeit für die Einkommensteuer für Milliardäre."

Musk war im vergangenen Jahr von Kalifornien nach Texas umgezogen, mutmasslich aus steuerlichen Gründen. Die Twitter-Abstimmung hatte er mit der Bemerkung angekündigt: "In letzter Zeit wird viel über nicht realisierte Gewinne als Mittel zur Steuervermeidung gesprochen." Da er weder Bargehalt noch Boni erhalte, sei der Verkauf von Aktien der einzige Weg für ihn, Steuern zu zahlen. Kursgewinne von Aktien werden in den USA dann besteuert, wenn die Papiere verkauft werden und damit ein Gewinn realisiert wird. Kritiker bemängeln, dass reiche Bürger damit ein Vermögen aufbauen können, ohne Steuern zahlen zu müssen.

«Dann sind sie hinter dir her»

Analysten zufolge muss Musk möglicherweise ohnehin eine grössere Zahl von Aktien verkaufen, um im kommenden Jahr Steuern auf fällige Optionen begleichen zu können. Einer Pflichtmitteilung zufolge läuft am 13. August 2022 die Möglichkeit für Musk aus, knapp 22,9 Millionen Tesla-Aktien zu je 6,24 Dollar zu kaufen. Basierend auf dem Tesla-Schlusskurs vom Freitag von 1222,09 Dollar könnte Musk dabei grob 28 Milliarden Dollar einstreichen.

Im Zuge von geplanten Steuerreformen von US-Präsident Joe Biden ist nun im Gespräch, die Besteuerung der grössten Vermögen zu ändern. Diskutiert wird eine sogenannte "Milliardärssteuer" von 23,8 Prozent auf Gewinne bei Wertpapieren - auch auf nicht realisierten Gewinn. Betroffen wären etwa 700 US-Steuerzahler, die ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar besitzen oder drei Jahre in Folge 100 Millionen Dollar Jahreseinkommen hatten. Mit den Staatseinnahmen will Biden geplante Sozial- und Klimareformen finanzieren. Musk kritisierte Ende Oktober: "Irgendwann geht ihnen das Geld anderer Leute aus. Und dann sind sie hinter dir her."

Kurskapriolen durch Musks Twitter-Botschaften hatten vor drei Jahren ein Verfahren der US-Börsenaufsicht bis hin zu einer Betrugsklage nach sich gezogen. Damals wurde das Unternehmen Tesla verpflichtet, durch einen Ausschuss Musks Kommunikation zu kontrollieren. Der Manager hatte erklärt, seine Firma durch den Aufkauf aller Aktien von der Börse zu nehmen, die Finanzierung sei gesichert. Das hatte sich als Jux herausgestellt.

"Elon Musk macht mit seiner Twitter-Inszenierung Marketing für Tesla auf höchstem Niveau", erklärte Frank Schwope, Autoexperte von der NordLB. Tesla etabliere sich mit den in Deutschland und Texas bevorstehenden Produktionsstarts als wichtiger Hersteller. Doch die Aktie sei überbewertet. Der Broker Jefferies erhöhte dagegen das Preisziel für die Aktie auf 1400 Dollar. Denn Musks Elektroauto-Unternehmen hat sich erfolgreich auf den Weg zum Massenhersteller gemacht und könnte nach Einschätzung von Jefferies die Konkurrenz abhängen. 

(Reuters)