Kaufen oder verkaufen CEO oder Verwaltungsratsmitglieder von börsenkotierten Schweizer Gesellschaften firmeneigene Aktien im Umfang von über 100‘000 Franken pro Monat, müssen Unternehmen diese Transaktionen der Schweizer Börse SIX melden. Das wird von Investoren genau beobachtet: Denn Aktienkäufe und -verkäufe der Chefs können für Anleger aufschlussreich sein, da die Unternehmensführer den Geschäftsverlauf ja haargenau kennen.

Die Verlockung ist auch für die Firmenchefs gross, bei den gefalllenen Aktienkursen zuzugreifen. Oder mit Blick auf weitere Börsenstürme zu verkaufen. Was passierte diesbezüglich in den letzten Wochen? Hier das Wichtigste im Überblick:

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PSP

Am 10. Dezember trennte sich eine dem Verwaltungsrat der Immobilienfirma PSP nahestehende Firma von 500'000 PSP-Aktien. Bereits am 26. November wurde ein Aktien-Paket derselben Grösse veräussert. Zusammengezählt wurden mit diesen beiden Transaktionen Aktien im Wert von 97 Millionen Franken abgestossen. Diese Informationen gehen aus den öffentlich einsehbaren Meldungen über Management-Transaktionen bei der SIX hervor.

Konnte zunächst über den Verkäufer nur gemutmasst werden, so hat sich am Mittwoch die israelische Immobilieninvestmentfirma Alony-Hetz Properties & Investments als Verkäuferin identifiziert - nach einer entsprechenden Anfrage von cash.ch. Der grösste Einzelaktionär von PSP hat so seine Beteiligung schrittweise von 12 auf 10 Prozent reduziert. Gründer und Chef dieser Investitionsfirma ist Nathan Hetz, seines Zeichens eben Verwaltungsrat bei PSP.

Ob Hetz ein Platzen der Immobilienblase in der Schweiz befürchtet und sich nun deshalb von den PSP-Titeln langsam trennt? Gemäss Angaben von Alony-Hetz habe sich die Firma mit den Verkäufen auf Investments im britischen Markt im Jahr 2019 vorbereitet, während PSP weiterhin ein langfristig wichtiger Bestandteil des Anlageportfolios bleibe. 

Bislang zeigte PSP auch keine operativen Schwächen. Mitte November wurde - bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr - der Ausblick sogar nach oben korrigiert. Die Aktie hat seit Jahresbeginn 8 Prozent zugelegt und hält sich auch über die turbulenten letzten Wochen an der Börse sehr gut.

Vontobel

Interessanter sind für Anleger vor allem auch in diesem Börsenumfeld die Aktienkäufe von Chefs. Zum Beispiel Vontobel. Die Aktie des Zürcher Vermögensverwalters hat Anfang Dezember bei 53,25 Franken den tiefsten Stand der letzten zwei Jahre erreicht. Einige Tage zuvor hatten verschiedene Mitglieder aus Geschäftsleitung und Verwaltungsrat eigene Aktien im Wert von zusammengezählt fast 1,6 Millionen Franken erworben. Womöglich haben die firmeninternen Käufer eine einmalige Einstiegsgelegenheit gesehen: eine tiefe Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2019 von 11 in Verbindung mit einer durchaus attraktiven Dividendenrendite von 3,9 Prozent. Die Aktie von Vontobel wird in der Branche als eine der stabilsten Bank-Aktien gehandelt, dies auch aufgrund der nach wie vor sehr gut laufenden Asset-Management-Sparte.

Kursentwicklung der Vontobel-Aktie in den letzten zwei Jahren, Quelle: cash.ch

Implenia

Innerhalb der Implenia-Geschäftsführung scheint man sich bezüglich eines geeigneten Weihnachtsgeschenks in diesem Jahr einig geworden zu sein: Nicht weniger als sieben Implenia-Aktienkäufe aus Geschäftsleitung und Verwaltungsrat im Gesamtwert von über 1,5 Millionen Franken wurden seit dem 3. Dezember der SIX gemeldet. Interessant der Zeitpunkt der Transaktionen: Am 3. Dezember hatte der Baukonzern die eigenen Zielprognosen für das Gesamtjahr aufgrund von akzentuierten Problemen im internationalen Segment nach unten korrigiert – die Aktie tauchte an jenem Handelstag um 27 Prozent (!). Ob das Management eine baldige Aufhellung erwartet - oder einfach ein Signal setzen und einen noch stärkeren Kurszerfall verhindern wollte?

LafargeHolcim

Aktien im Wert von insgesamt über 1,3 Millionen Franken haben Mitglieder aus Verwaltungsrat und Geschäftsleitung diesen Dezember eingekauft. Der Zementriese aus Rapperswil leidet seit dem Megazusammenschluss von Lafarge und Holcim vor drei Jahren an Margenschwäche, die Aktie zeigt in diesem Jahr 23 Prozent talwärts. Hoffnungsträger ist (nach wie vor) der seit September 2017 amtierende CEO Jan Jenisch, der davor den Bauchemiekonzern Sika über Jahre sehr erfolgreich führte. LafargeHolcim ist stark von der Wirtschaftsentwicklung abhängig und benötigt konjunkturellen Rückenwind, um wieder besser in Schwung zu kommen.

Sulzer

Am Montag hat sich ein Sulzer-Verwaltungsrat mit einem Paket von 12'000 eigenen Aktien zum Wert von 1 Million Franken eingedeckt. Der Winterthurer Industriekonzern ist in den letzten 12 Wochen an der Börse um 27 Prozent auf aktuell 85 Franken eingebrochen. Ende November stufte die HSBC die Aktie von "Hold" auf "Buy" hoch mit einem Kursziel bei 121 Franken - das ist 42 Prozent über dem aktuellen Stand. Sulzer profitiere noch mindestens für drei Jahre von steigenden Investitionsausgaben in der Öl- und Gasindustrie, schrieb der Analyst damals. Die Aktie weist ein KGV 2019 von tiefen 13 sowie eine attraktive Dividendenrendite bei 4 Prozent auf.

Ypsomed

Schon seit Jahren fallen die regelmässigen firmeneigenen Aktienerwerbsmeldungen des Medizinaltechnikers Ypsomed auf. Auch in diesem Dezember hat der Verwaltungsrat mit vier Kauftranchen zu einem Gesamtwert von 900'000 Franken wieder zugeschlagen. "Hauptverdächtiger" ist hier Firmengründer, Ex-CEO und Verwaltungsratspräsident Willy Michel, der mit seiner Familie über 70 Prozent aller Ypsomed-Aktien kontrolliert. Kursmässig hat sich dieser Zukauf nicht positiv ausgewirkt, im Dezember hat der Ypsomed-Titel bisher 6 Prozent an Wert eingebüsst. Zum Allzeithoch bei 228 Franken im Mai 2017 hat sich der Aktienkurs praktisch halbiert. Ypsomed befindet sich in einer Übergangsphase, von Analystenseite gibt es derzeit keine Kaufempfehlungen.

Kursentwicklung der Ypsomed-Aktie in den letzten fünf Jahren, Quelle: cash.ch