Kein Wunder springt die Aktie kräftig an. Um 13.00 Uhr notiert der Titel gut 20 Prozent höher bei 124,50 Franken. Dies ergibt eine Marktkapitalisierung von rund acht Milliarden Franken. Derweil verliert der Gesamtmarkt gemessen am SLI 1,2 Prozent.

Der australische Biotechnologiekonzern CSL soll am Pharmahersteller Vifor Pharma interessiert sein, berichtet die australische Tageszeitung "The Australian" in ihrer neusten Ausgabe. Die beiden Unternehmen sollen gar exklusive Verhandlungen führen. Dabei ist von einem Übernahmepreis von mehr als 10 Milliarden australischen Dollar die Rede. Dies entspricht rund 6,5 Milliarden Franken. CSL wolle 3 bis 4 Milliarden australische Dollar aufnehmen, um die Übernahme von Vifor zu finanzieren.

Die "Financial Review" berichtet zudem, die Bank of America sei dabei, die Finanzierung aufzugleisen. Der Due Diligence-Prozess sei im Gange. Vifor Pharma lehnte auf Anfrage von AWP eine Stellungnahme zu den Berichten ab.

Analysten sind geteilter Meinung

Am Markt sind die Meinungen über diese Transaktion geteilt. "Einmal mehr Spekulationen um Vifor", sagt ein Händler. Vor gut einem Jahr hiess es, Finanzinvestoren hätten Interesse an dem spezialisierten Pharmahersteller.

"Der Kauf von Vifor wäre für CSL eine klare Diversifizierung", sagt Laurent Flamme, Pharmaanlayst der Zürcher Kantonalbank. "Ich würde die Wahrscheinlichkeit (einer Übernahme) als gering einstufen, da es keine offensichtlichen Synergien zwischen zwei sehr unterschiedlichen Geschäften gibt." Es wäre schwierig, zu dem Preis, den CSL für Vifor zahlen müsste, einen Mehrwert zu schaffen. Ein Kaufpreis von 10 Milliarden Franken (nicht austr. Dollar) wäre angezeigt, wenn man eine Prämie für die Übernahme eines börsennotierten Unternehmens einrechne, sagt Flamme.

Anders sieht es der Broker ODDO BHF. "Die Kombination würde unserer Meinung nach passen, da die Zielkunden grösstenteils Krankenhäuser sind. Mit dieser Kombination würde CSL auch Fachwissen und Know-how im Bereich der Nephrologie erhalten, kommentiert ODDO BHF.

Es könnte auch sein, dass die beiden Grossaktionäre Patinex mit einem Anteil von gut 20 Prozent und Remo Stoffel mit gut sieben Prozent bezüglich des erhofften Turnaround von Vifor Pharma die Geduld verloren hätten, so der Broker.

Zudem könnten die zunehmende Zahl von Corona-Infektionen in Europa und die Verschiebung von Operationen auch das Geschäft mit Eiseninjektionspräparaten von Vifor wieder belasten. Die Schwäche von Fresenius Medical Care sei zudem eine Belastung für das Joint Venture von Vifor Pharma und Fresenius Medical Care. Vifor Pharma hatte zuletzt Rückschläge bei wichtigen Forschungs- und Entwicklungsprogrammen zu verkraften.

Während Vifor auf Eisen- und Dialysepräparate spezialisiert ist, bietet CSL Plasmatherapien an und forscht auch in diesem Bereich.

Offerte zu knausrig?

CSL müsste wohl tiefer in die Tasche greifen, um die beiden Grossaktionäre mit an Bord zu holen, heisst es am Markt. Zum einen liegt das im Markt kolportierte Angebot von 10 Milliarden australischen Dollar deutlich unter der Marktkapitalisierung.

Zum anderen ist der Kurs in den vergangenen Jahren schon bis gegen 200 Franken gestiegen. Nun kann die Vifor-Aktie am Berichtstag zwar ihren bisherigen Jahresverlust von rund einem Viertel deutlich eingrenzen. Aber auch vom Jahreshoch von Mitte Juni bei 140 Franken ist der Kurs noch immer ein gutes Stück entfernt.

(AWP)