Mit einem Plus von 2,3 Prozent am Montag hat der Nasdaq 100 den Rückgang vom Freitag von 2,1 Prozent mehr als wettgemacht. Dies ist das dritte Mal im Jahr 2021, in dem Anlegerinnen und Anleger den Kurssturz für grosse Index-Zukäufe genutzt haben und den gesamten Schaden bereits am nächsten Tag wieder ausgleichen konnten. In den vorangegangenen zwei Jahrzehnten gab es nur drei solch dramatische Tages-Comebacks.
Es ist immer dasselbe Schema: Was an einem Tag katastrophal erscheint, wird am nächsten Tag zu einer Kaufgelegenheit. Dies führt wiederum zu einer immer grösseren Risikotoleranz bei Anlegern, die noch keinen Cent damit verloren haben, "long" zu gehen, wenn andere in Panik geraten. Schnelle Umschwünge waren zwar ein fester Bestandteil von drei aufeinanderfolgenden Spitzenjahren für den S&P 500. Allerdings sind sie auch Bestandteil von Blasen, wenn jede Bedrohung für einen steigenden Markt als leer angesehen wird.
Zu den grossen Schnäppchenjägern gehören auch jene Privatanleger, die zu den ersten gehörten, die während des Ausverkaufs der Pandemie 2020 Aktien aufkauften. Während einige Wall Street-Strategen davor warnen, dass den Anlegern die Selbstgefälligkeit eines Tages auf die Füsse fallen werde, hat sich der Handel für die Bullen bisher sehr gelohnt.
«Die Fed springt ein»
"Viele dieser Privatanleger haben die Lektion der letzten Baisse gelernt, nämlich dass eine Baisse dreieinhalb Wochen dauert und die Fed dann einspringt und allen aus der Patsche hilft", sagte Emily Hill, Gründerin von Bowersock Financial Advisors, in einem Interview mit Bloomberg TV. "Diese Kleinanleger kaufen sehr aggressiv die Baisse, und ich denke, das wird noch eine Weile so weitergehen."
Die Aktien erholten sich, als die Anleger ihre Worst-Case-Szenarien für die neu aufgetauchte Omikron-Coronavirus-Variante neu bewerteten. Zwar bleiben Fragen über die Ansteckungsfähigkeit der Variante und ihre Empfindlichkeit gegenüber vorhandenen Impfstoffen bestehen, doch der anfängliche Schrecken, der eine Flucht aus allen risikoreichen Anlagen ausgelöst hatte, liess am gestrigen Montag fürs Erste nach.
Tech-Megacaps führten die Erholung am Montag an, da die Händler Sicherheit in Unternehmen suchten, die sich einer starken Bilanz rühmen und die "Stay-at-home-Nachfrage" bedienen. Der Russell 2000 der Small Caps schnitt schlechter ab und wurde nach dem 3,7-prozentigen Einbruch vom Freitag leicht tiefer gehandelt.
Neue «Buy the dip»-Chance am Dienstag?
Der S&P 500 hat seinen Verlust am Montag nach dem Thanksgiving-Fest zwar noch nicht vollständig wettgemacht, obwohl sich mit seinem Anstieg der diesjährige Trend fortsetzte, sich direkt nach grossen Verlusten zu erholen. Seit Januar verzeichnete der Index fünf verschiedene Einbrüche von mindestens 2 Prozent in einer Sitzung. In vier dieser Fälle stiegen die Aktien am nächsten Tag wieder an.
Während des Einbruchs am Freitag zogen börsengehandelte Fonds mit Schwerpunkt auf US-Aktien fast 11 Milliarden Dollar an frischem Geld an, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Das ist etwa das Sechsfache der durchschnittlichen täglichen Zuflüsse in diesem Jahr.
Am Dienstag zeichnet sich eine neue Gelegenheit für "Buy the dip" ab. Zwar hat sich die Wall Street am Montag erholt, in Asien geben die Kurse am Dienstagmorgen aber überwiegend nach und auch für die Wall Street zeichnet sich anhand der Futures eine schwache Eröffnung ab. Auslöser sind Aussagen von Moderna-CEO Stephane Bancel, der gegenüber der "Financial Times" erklärte, die vorhandenen Impfstoffe kämen mit der Omikron-Variante nicht zurecht.
(Bloomberg/cash)