"Es sind die Sorgen um gesenkte Konjunkturprognosen der EZB, der schwelende US-chinesische Handelsstreit und das Wirrwarr im Brexit, welche Investoren zwei Mal darüber nachdenken lassen, wie die Aktienmärkte und die Rally seit Jahresbeginn zu bewerten sind", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research.

Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag klar tiefer bei 9268,36 Punkten beendet. Insgesamt gab der SMI in der zu Ende gegangenen Woche 1,5 Prozent ab - nach den sehr starken Vorwochen. Der deutsche Dax büsste gut 1 Prozent ein, notiert mit knapp 11'500 Punkten aber immer noch rund acht Prozent über dem Niveau vom Jahreswechsel. Am New Yorker Aktienmarkt hat der Pessimismus am Freitag kurz vor Handelsende hingegen spürbar nachgelassen. 

Brexit-Abstimmung

Die neue Woche steht ganz im Zeichen des Brexit: Am Dienstag will Premierministerin Theresa May ihre zuvor krachend gescheiterte Scheidungsvereinbarung mit der EU erneut zur Abstimmung stellen. Lassen die Abgeordneten den Deal ein weiteres Mal durchfallen, sollen sie am Mittwoch entscheiden, ob Grossbritannien ohne Vereinbarung über die künftigen Beziehungen am 29. März aus der EU ausscheiden soll.

Spricht sich die Mehrheit wie allgemein erwartet auch dagegen aus, folgt am Donnerstag eine Abstimmung über eine Verschiebung des Brexit. "Die Dinge bleiben also im Fluss und die Frage nach der Ausgestaltung der zukünftigen Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU bleibt völlig offen", sagt Felix Herrmann, Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock.

Bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China warten Anleger weiter auf handfeste Ergebnisse. "Die Hängepartie verunsichert sukzessive eine immer grösser werdende Schar der Marktteilnehmer", sagt Anlagestratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. Einem Insider zufolge ist eine Einigung zwischen den beiden weltweit grössten Volkswirtschaften USA und China in greifbarer Nähe.

Konjunkturdaten spielen nur die zweite Geige

Die politischen Unwägbarkeiten drängen die Konjunkturdaten in den Hintergrund. Auf dem Terminplan stehen unter anderem US-Einzelhandelsumsätze (Montag), Verbraucherpreise (Dienstag) und Industrieproduktion (Freitag). Die Zahlen würden voraussichtlich zeigen, dass die US-Konjunktur nicht weiter an Schwung verloren habe, prognostiziert Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. "Sorgen vor einer US-Rezession halten wir daher weiterhin für deutlich übertrieben." Daneben werden am Freitag die europäischen Inflationsdaten veröffentlicht.

Gleichzeitig steht eine Flut von Unternehmenszahlen kleinerer Firmen auf dem Programm. So publizieren etwa Belimo, Tornos, Geberit, Aryzta, Galenica, Rieter und Dufry ihre Jahresergebnisse.

(Reuters/AWP/cash)