Es bleibe unklar, ob US-Präsident Donald Trump den Konflikt um Schutzzölle eskalieren lasse oder eine Verhandlungslösung suchen werde, sagt Paul Hatfield, Co-Chefanleger des Vermögensverwalters Alcentra. Zum Ende der alten Woche gingen wieder viele Anleger in die Defensive. Sie wollten die Gefahr vermeiden, von negativen Entwicklungen am Wochenende auf dem falschen Fuss erwischt zu werden, sagte Experte Rick Meckler von der Investmentfirma LibertyView Capital Management.

Zuletzt drehten die USA und China im Handelsstreit immer schneller an der Eskalationsschraube. Trump drohte mit neuen Zöllen auf weitere Warenimporte aus China mit einem Handelsvolumen von 100 Milliarden Dollar im Jahr, nachdem er erst zur Wochenmitte Zölle im Volumen von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatte. Die Regierung in Peking reagierte wieder prompt und kündigte neue Gegenmassnahmen an. "Der mögliche wirtschaftliche Schaden, der entsteht, wenn sich beide Seiten nicht einigen, könnte immens sein, denn mit den USA und China streiten sich die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt", heisst es in einer Studie von M.M. Warburg.

Am Donnerstag hatten versöhnlichere Töne beider Seiten noch Spekulationen auf eine Beilegung des Streits geschürt und die Börsen ordentlich nach oben getrieben. Am Freitag ging es dann wieder bergab, vor allem an der Wall Street. Hier tauchte der Leitindex Dow Jones um 2,3 Prozent ab. Der Dow Jones büsste auf Wochenfrist 0,7 Prozent ein. Der SMI fiel um 0,8 zurück, sowohl am Freitag als auch auf die ganze Woche gesehen.

US-Banken eröffnen den Bilanzreigen

Einige Experten setzen nun darauf, dass sich die Investoren in den USA auf die beginnende US-Berichtssaison und damit wieder auf ein möglicherweise positives Ereignis fokussieren werden. Am Freitag eröffnen die Banken Citigroup, JPMorgan und Wells Fargo mit ihren Quartalszahlen den Reigen. Von den Schweizer Grossbanken legt die UBS am 23. April ihre Zahlen vor, die Credit Suisse zwei Tage später.

"Ich gehe zwar weiterhin davon aus, dass uns der Handelskonflikt noch einige schwache Börsentage bereiten kann", sagt Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim deutschen Bankhaus Bauer. Langfristig sprächen aber die robuste Weltwirtschaft, niedrige Zinsen, starke Dividenden und die Aussicht auf steigende Unternehmensgewinne für tendenziell wieder anziehende Kurse."

Ähnlich äussert sich Olivier de Berranger, Chef-Anleger des Vermögensverwalters La Financiere de l’Echiquier. Er wertet Kursrücksetzer als Chance für einen Einstieg in den Markt.

US-Inflation und Zinsfantasien

Auf der Konjunkturseite stehen in den kommenden Tagen nur wenige Daten an. Ihr Augenmerk dürften Investoren vor allem auf die US-Inflationszahlen am Mittwoch richten, von denen sie sich Rückschlüsse auf Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen erhoffen.

Experten rechnen damit, dass die Inflation im März deutlich zugelegt und den Zielwert der Federal Reserve von zwei Prozent praktisch erreicht hat. Angesichts auch der guten Lange am Arbeitsmarkt stelle sich immer mehr die Frage, ob die Wirtschaft wirklich noch den Stimulus durch die weiterhin recht expansive Geldpolitik benötige, schreibt Commerzbank-Analyst Christoph Balz in einem Kommentar. "Daher wird die US-Notenbank die Zinsen wohl weiter im Dreimonatsrhythmus anheben."

Die Fed hatte ihren Leitzins im März erneut angehoben auf die Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Angesichts des anhaltenden Aufschwungs hat sie zwei weitere Straffungen im laufenden Jahr ins Auge gefasst. Manche Experten haben jedoch auch drei Schritte auf dem Zettel.

(Reuters/cash)