Die italienischen Märkte hatten ein turbulentes Jahr. Zuerst stritt die Regierung wegen der Ausgabenpläne mit der Europäischen Union, allerdings konnte das Land Disziplinarmaßnahmen vermeiden. Dann gab es Spekulationen, dass der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini die Koalition über die Klinge springen lassen würde - das scheint nun passiert zu sein.

Aber trotz allem war Italien in diesem Jahr immer noch Europas aktivster Markt für Börsengänge. Der Benchmark-Index des Landes, der FTSE MIB Index, hat seit Jahresbeginn fast 14 Prozent zugelegt. Hintergrund war die Rückkehr des Risikoappetits, nachdem das Land einem Disziplinarverfahren wegen seines Haushaltsdefizits entgangen war.

Die Borsa Italiana verzeichnete in diesem Jahr 27 Prozent der europäischen Börsendebüts, einschließlich der größten, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Mehr als die Hälfte der 26 Unternehmen, die im Juni und Juli in Europa den Sprung aufs Parkett wagten, sind nun in Italien notiert.

Rückläufige Anzahl an Börsendebüts in London

Natürlich spielt bei den Börsengängen nicht nur die Anzahl eine Rolle, sondern auch das Volumen. Zwar bescherten die 23 in diesem Jahr in Italien angekündigten Börsengänge dem Markt die Spitzenposition, aber mehr als 91 Prozent der Gesamterlöse wurden von einem einzigen Unternehmen erzielt - dem Zahlungsabwickler Nexi, dessen Börsengang im April mit 2,3 Milliarden Dollar der größte in Europa in diesem Jahr ist.

Der Aufstieg Italiens an die Spitze ist zum Teil auf die rückläufige Anzahl an Börsendebüts in London zurückzuführen, der traditionell aktivsten Börse in Europa. Britische Neuemissionen sind um mehr als 67 Prozent  eingebrochen, was auf die zunehmende Besorgnis über einen No-Deal-Brexit zurückzuführen sein dürfte. Bisher sind in diesem Jahr 20 Unternehmen in London an die Börse gegangen, verglichen mit 61 neuen Notierungen zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr.

Sicherlich gehen europaweit weit weniger Unternehmen an die Börse, wobei in diesem Jahr sowohl das Volumen als auch die Anzahl der Notierungen im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2018 um etwa 50 Prozent  gesunken ist. Viel privates Kapital, volatile Aktienmärkte und risikoaverse Investoren haben Emittenten vom Markt ferngehalten.

(Bloomberg)