Die Zeichen stehen wieder auf Sturm. Nach einer Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China gerieten die Börsenindizes in New York am Freitag im späten Handel unter starken Druck. Während die Regierung in Washington die Zölle auf Einfuhren aus China im Wert von 250 Milliarden Dollar von 25 auf 30 Prozent erhöhte, kündigte Peking Vergeltungsmassnahmen an. So sollen neue Strafzölle auf amerikanischen Waren im Wert von 75 Milliarden Dollar erhoben werden.

Diese Abfolge von Massnahmen und Gegenmassnahmen durch die beiden Wirtschaftssupermächte liess die Aktienkurse am frühen Montagmorgen auch hierzulande purzeln. Zeitweise verlor der Swiss Market Index (SMI) knapp 1 Prozent, der SMI Midcap (SMIM) gar 1,4 Prozent.

Bei den Blue Chips aus dem SMI gaben vor allem die Kurse der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie die Zykliker Adecco, Richemont und Swatch Group nach. Sie können ihre Verluste aber zusehends eingrenzen. Die eigentlichen Verlierer sind im Segment der Nebenwerte zu finden.

U-blox «das» Opfer des Handelsstreits

Am stärksten trifft es Aktien von Unternehmen mit einer hohen Abhängigkeit von China. Dazu zählen hierzulande vor allem jene von U-blox. Erst am Freitag sah sich der Anbieter von Technologien für das "Internet der Dinge" nach einer enttäuschenden ersten Jahreshälfte zu einer einschneidenden Umsatz- und Gewinnwarnung gezwungen (cash berichtete). Zeitweise verlor die Aktie am Freitag gut 12 Prozent, ging dann aber um 8,5 Prozent tiefer aus dem Handel.

Da chinesische Grosskunden bei U-blox für geschätzte 30 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich sind, könnte die Aktie erneut abgestraft werden. Das Halbleiterunternehmen gilt als "das" Opfer des Handelsstreits zwischen den USA und China.

Das dürfte die Leerverkäufer freuen. Wie Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit verraten, liefen noch vor drei Wochen Wetten in Höhe von gut 14 Prozent der ausstehenden Aktien gegen U-blox.

Eskalation kommt für AMS zu ungünstigem Zeitpunkt

Arg könnte es auch die Aktie von AMS erwischen. Sie verlor am Montag im frühen Handel zeitweise mehr als 3 Prozent. Der Sensorenhersteller aus Unterpremstätten beliefert sowohl den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei als auch dessen US-Gegenspieler Apple. Dass das Unternehmen zwischen die Fronten gerät, gilt deshalb als sehr wahrscheinlich.

Die Kursverluste kommen für AMS zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Sensorenhersteller will die deutsche Osram Licht übernehmen. Zur Teilfinanzierung dieser Übernahme ist eine 1,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung geplant. Die Rechnung ist einfach: Je tiefer der Aktienkurs fällt, desto mehr neue Aktien müssen ausgegeben werden und auf desto mehr Aktien verteilen sich die zukünftigen Jahresgewinne. Sowieso kommen die Übernahmepläne nicht bei allen Analysten gut an.

Hoffen auf eine Deeskalation zwischen den USA und China

Ebenfalls tiefere Kurse sind bei Meyer Burger denkbar. Das Solarzulieferunternehmen zählte in den letzten Jahren gleich mehrere grosse chinesische Solarmodulhersteller zu seinen Kunden. Das Unternehmen aus dem bernischen Gwatt befindet sich inmitten einer Selbstfindungsphase und will sich strategisch neu ausrichten. Der Verwaltungsrat von Meyer Burger prüft unter anderem eine strategische Zusammenarbeit mit der norwegischen REC Solar. REC gehört wiederum der staatlichen chinesischen Bluestar Gruppe, womit sich der Kreis schliesst.

Neben U-blox, AMS und Meyer Burger trifft die Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China auch andere kleinere und mittelgrosse Unternehmen wie etwa die zahlreichen Zulieferer der Automobilindustrie. Händler äussern nun aber die Hoffnung, dass sich die Situation zwischen den beiden Wirtschaftssupermächten wieder etwas beruhigt und auch an der Börse wieder Ruhe einkehrt. Erste ermutigende Anzeichen hierfür gibt es bereits.