Allerdings sei das Risiko von Rückschlägen derzeit höher als die Chance auf eine Wiederaufnahme der Rally. Ein Indiz dafür sei der Rückgang der Volatilitätsindizes, die die Nervosität der Anleger messen, sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Dieser deute darauf hin, dass sich Investoren derzeit kaum gegen Rücksetzer absicherten. "Das macht das aktuelle Umfeld gefährlich. Denn ohne Absicherung im Markt kann sich ein erster Kursverlust schnell beschleunigen und ausweiten." 

Ein weiteres Warnsignal sei der "Fear & Greed"-Index des Nachrichtensenders CNN, erläutert Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Dieser nähert sich gerade dem Zustand extremer Gier, also eines übertriebenen Optimismus der Anleger. Das ist zwar als sogenannter Kontraindikator nicht unbedingt eine Garantie für fallende Kurse, aber in Kombination mit der derzeit niedrigen Volatilität zumindest könnte dies eine explosive Mischung darstellen."

Pausiert die Fed bei ihren Zinserhöhungen?

Das Highlight der neuen Woche ist die Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch. Börsianer rechnen mehrheitlich damit, dass die Fed den Leitzins dabei unverändert lässt. Eric Vanraes, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Eric Sturdza, hält eine erneute Straffung der Geldpolitik dagegen für unausweichlich, weil es angesichts des unverändert starken US-Arbeitsmarkts keine Anzeichen für eine US-Rezession gebe.

Eindeutige Hinweise auf die Fed-Politik erhoffen sich Investoren von den US-Inflationsdaten, die am Tag vor der Notenbank-Sitzung veröffentlicht werden. "Eine sinkende Teuerungsrate wäre für die Federal Reserve ein wichtiges Argument, auf die Zinsbremse zu treten", sagt Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Den Prognosen zufolge stiegen die Preise im Mai um 0,3 Prozent nach einem Plus von 0,4 Prozent im Vormonat.

Am Donnerstag stehen zudem die US-Einzelhandelsumsätze auf dem Terminplan, die nach den enttäuschenden Zahlen zum Dienstleistungssektor unter besonderer Beobachtung stehen. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

EZB auf Autopilot - Wie ist die Stimmung der Börsenprofis?

Diesseits des Atlantik ist eine Pause bei den Zinserhöhungen oder gar deren Ende nicht in Sicht. EZB-Chefin Christine Lagarde und andere führende Notenbanker wiesen wiederholt darauf hin, dass die Teuerungsrate in der Euro-Zone noch weit vom Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) entfernt sei. Die Notenbank habe den Autopiloten eingeschaltet, kommentiert Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

In den Fokus rücken dürfte in der neuen Woche zudem der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt. Dieser wird am Dienstag veröffentlicht. Zuletzt hatten Börsenprofis ihre Konjunkturerwartungen für die deutsche Wirtschaft im Mai den dritten Monat in Folge heruntergeschraubt.

(Reuters)