Nach der jüngsten Rekordjagd an den Aktienmärkten könnten die Anleger die Handelswoche nach Ostern zum Durchatmen nutzen. Je länger der Höhenflug andauere, desto wahrscheinlicher werde eine Korrektur, warnen Marktbeobachter und Analysten.

Ein solches bereinigendes Gewitter wäre nicht ungewöhnlich, warnt Jochen Stanzl von CMC Markets. «Oft braucht es nicht mal einen Grund, dass die Kurse fallen. Es geschieht einfach, weil sie zuvor zu stark gestiegen sind und niemand mehr damit rechnet.»

Seit Wochen sind die Börsen vor allem in den USA nicht zu stoppen. Die Aussicht auf langfristig sinkende Zinsen in den USA und im Euroraum hat auch den deutschen Leitindex von einem Rekordhoch zum nächsten getrieben. Seit Jahresbeginn kommt der Dax auf ein Plus von gut zehn Prozent.

Inflations- und Arbeitsmarktdaten im Fokus

In der neuen Woche dürften die Anleger ihr Augenmerk auf die Inflations- und Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks richten. Aufgrund der Osterfeiertage können viele Aktienmärkte erst verspätet auf die am Karfreitag zur Veröffentlichung anstehenden Daten zu den persönlichen Konsumausgaben in den USA reagieren - sie sind das bevorzugte Inflationsmass der US-Notenbank Fed.

Ebenfalls genau analysiert werden sollte der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung (Freitag). Die Analysten der Commerzbank erwarten im März ein geringeres, aber immer noch ordentliches Stellenplus von 215'000. «Ein solcher Anstieg würde einerseits belegen, dass die US-Wirtschaft weit von einer Rezession entfernt ist. Andererseits würden die Zahlen auch zeigen, dass der Arbeitsmarkt an Schwung verliert und sich das aussergewöhnliche BIP-Wachstum des zweiten Halbjahrs 2023 von auf Jahresrate hochgerechnet vier Prozent nicht wiederholen sollte.»

Die Inflationsdaten und die Lage am Arbeitsmarkt sind wichtige Faktoren für die Entscheidung der US-Notenbank Fed, wann sie die Zinswende einleitet. Zuletzt machte sich neue Unsicherheit bezüglich des Zeitpunkts einer ersten Zinssenkung in den USA breit. Denn laut US-Notenbankdirektor Christopher Waller besteht angesichts der hartnäckigen Inflation derzeit keine Eile, die Geldpolitik zu lockern. Jüngste Daten zeigten, dass es umsichtig sei, möglicherweise länger als bisher angenommen am derzeitigen restriktiven Kurs in den USA festzuhalten, erklärte er. Die Finanzmärkte setzten bislang auf eine erste Zinssenkung im Juni.

Anleger setzen auf Zinswende der EZB im Juni

In der Euro-Zone dürften in der neuen Woche die vorläufigen Inflationsdaten (Mittwoch) in den Vordergrund rücken. Experten gehen im Schnitt davon aus, dass die Verbraucherpreise im März bei 2,5 Prozent im Vergleich zu 2,6 Prozent im Februar liegen. Das ist nicht mehr weit entfernt von der Zielmarke von zwei Prozent, die die EZB mittelfristig als optimales Niveau für die 20-Länder-Gemeinschaft anpeilt. Zuletzt mehrten sich daher auch die Signale, dass die Währungshüter angesichts des abflauenden Preisauftriebs im Juni über eine Zinssenkung beraten könnten.

Am Rohstoffmarkt könnte das Mitte der Woche anstehende Treffen der Opec+, in der die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und andere Ölförderer wie Russland zusammengeschlossen sind, für Gesprächsstoff sorgen. Nach Reuters-Informationen ist es unwahrscheinlich, dass die Opec+ bei ihrem Treffen kommende Woche neue Produktionskürzungen ankündigt. Von eventuellen Änderungen der aktuellen Ölförderpolitik sei eher erst im Juni auszugehen. Die Mitglieder des Ölkartells hatten Anfang März ihre freiwilligen Förderkürzungen bis ins zweite Quartal verlängert. Die Opec+ hatte im November eine freiwillige Reduzierung von insgesamt etwa 2,2 Millionen Barrel für das erste Quartal bekanntgegeben.

(Reuters/cash)