Sich abkühlende Inflationsdaten aus den USA und der Euro-Zone nähren die Hoffnung der Anleger, dass die grossen Zentralbanken nun mit der Erhöhung der Zinsen fertig sind. Damit werden Risikoanlagen und somit Aktien attraktiver. Auf Wochensicht konnte der SMI nach einer Konsolidierungsphase bis zur Wochenmitte rund 0,50 Prozent zulegen.

Am ersten Dezember-Tag konnte der SMI den Schwung vom November mitnehmen. In Bezug auf das Weihnachtsrally hängt es nun davon ab, ob die Hoffnungen auf Zinssenkungen im nächsten Jahr weitere Nahrung erhalten. Die Anlegerinnen und Anleger werden deshalb die in der kommenden Woche anstehenden Konjunkturdaten genauestens analysieren.

Die Erwartung sinkender Zinsen habe geholfen, dass die Aktienkurse jüngst weiter angestiegen seien, beschreibt Marktexperte Daniel Lüchinger von der Graubündner Kantonalbank (GKB) die November-Rally. Das Umfeld bleibe auf kurze Frist positiv, auch wenn sich die Konjunkturdaten leicht abschwächen würden. «Sofern die wirtschaftliche Abwärtsspirale nicht zu stark an Dynamik gewinnt, bleiben die Chancen für Aktien intakt.»

Noch dynamischer geht es derzeit am deutschen Aktienmarkt zu. Das Allzeithoch von 16'528,97 Zählern kommt für den deutschen Leitindex immer mehr in Reichweite. «Die Marke ist das anvisierte Ziel des Dax für den letzten Monat eines durchaus erfolgreichen Börsenjahres», sagt Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. «Die Inflation kühlt sich ab und die Anleger bleiben optimistisch gestimmt, was einen Kurswechsel der Notenbanken in der Geldpolitik angeht.» Auch wenn die US-Notenbank Fed die wachsenden Erwartungen an mehrere Zinssenkungen im kommenden Jahr nicht erfüllen sollte, könnte die Rally weitergehen, «solange die Wirtschaft weiter wächst und die Unternehmen ihre Gewinne steigern.»

US-Arbeitsmarkt als Wegweiser

An den Börsen ist momentan fest eingepreist, dass die Fed im Dezember die Zinsen unverändert lassen wird. Der Arbeitsmarktbericht für November am Freitag könnte einer der letzten Indikatoren vor der FOMC-Sitzung sein, der die Notenbanker doch noch zu einer weiteren Zinserhöhung bewegen könnte. «Wir gehen davon aus, dass die Daten zum Arbeitsmarkt im November einen solchen Schritt nicht nahelegen werden und der Leitzinskorridor mit 5,25 bis 5,50 Prozent sein zyklisches Hoch erreicht hat», sagt Helaba-Strategin Claudia Windt.

Das Tempo der Abkühlung auf dem Jobmarkt sollte insgesamt ausreichen. Im Schnitt rechnen von Reuters befragte Experten mit einem Stellenaufbau von 175'000 nach 150'000 im Oktober. Die Analysten der Commerzbank gehen davon aus, dass sich die US-Wirtschaft wegen der Zinserhöhungen abschwächen wird und letztlich nächstes Jahr in eine milde Rezession rutschen dürfte.

Ebenfalls am Freitag stehen die endgültigen Konsumentenpreis-Daten für Deutschland an. Vorläufigen Ergebnissen zufolge hat sich die Teuerungsrate auf 3,2 Prozent von 3,8 Prozent im Oktober verringert. Das für europäische Vergleichszwecke genutzte Inflationsmass HVPI war mit 2,3 Prozent sogar nahe an die von der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Euroraum angestrebte Marke herangerückt.

Schafft China die Wende?

Wie die Lage in der heimischen Industrie ist, werden die Zahlen zu Exporten (Montag), Auftragseingängen (Mittwoch) und Produktion (Donnerstag) zeigen. Auch China legt am Donnerstag die Im- und Exportzahlen für November vor. Zuletzt zeigte sich ein uneinheitliches Bild: Während die Ausfuhren im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,4 Prozent zurückgingen, legten die Importe um 3,0 Prozent zu.

Auf der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt nach den USA lasten weiterhin die Immobilienkrise und auch die schwache globale Nachfrage, die den Exporteuren im Reich der Mitte zu schaffen macht. Aus dem Euroraum, Deutschland und China könne angesichts der jüngsten Daten nur mit geringen Impulsen für die Weltwirtschaft gerechnet werden, prognostizieren die Experten der Helaba in einem Kommentar.

(cash/AWP/Reuters)