Beseelt von der Hoffnung auf eine geldpolitische Wende und bald sinkende Zinsen hat der Swiss Market Index (SMI) die Marke von 10'700 Punkten in den Angriff genommen und diese Marke am Freitag auch gleich hinter sich gelassen. Der Schweizer Leitindex SMI schloss die Woche mit einem Plus von 0,9 Prozent ab.

Für den November fällt die Bilanz damit bislang positiv aus: Von den drei bisherigen Wochen hat der Index zwei mit klaren Gewinnen beendet, während er vergangene Woche ein marginales Minus einfuhr.

Grund für die insgesamt etwas bessere Stimmung in dieser Woche sind ohne Frage die jüngsten Preisdaten aus den USA. Dort ist die Teuerung im Oktober gegenüber dem Vorjahr stärker als erwartet zurückgekommen. Die Aktienmärkte weltweit reagierten positiv auf die Meldung. Ein weiterer Zinsschritt scheint damit nach Ansicht vieler Marktakteure vom Tisch.

«Die Abkühlung der Inflation, schlechte Wirtschaftsdaten und der Rückgang der Ölpreise nähren die Hoffnung auf einen deutlichen Wechsel in der Geldpolitik der Zentralbanken», sagt Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades.

Nvidia-Zahlen im Fokus - letzte Schweizer Abschlüsse

Derweil ist die Berichtssaison mehr oder weniger abgeschlossen. Mit Julius Bär und Sonova stehen in der Schweiz noch zwei Blue Chips mit Zahlen an. Schon in dieser auslaufenden Woche spielte die Berichtssaison nur eine untergeordnete Rolle - zumindest in der Schweiz. Es war vor allem die Grossbank UBS, die mit ihrem juristischen Teilsieg in Frankreich das Hauptthema war. Immerhin kämpft sie seit gut zehn Jahren in Frankreich gegen den Vorwurf der Steuerhinterziehung.

International könnten die Zahlen des Halbleiterherstellers Nvidia kommende Woche Strahlkraft haben. Das Unternehmen steht symbolisch für KI-Fantasie, was der Aktie einen unvergleichlichen Lauf in diesem Jahr bescherte und andere Branchenwerte mitzog.

Fed-Protokolle vor Thanksgiving-Pause

Die grosse Hoffnung der Anleger ist, dass die Notenbanken einer zu langen und zu starken Straffung rechtzeitig entgegenwirken, um ein Abwürgen der Konjunktur zu vermeiden. Die Währungshüter wiederum rechnen auch für 2024 weiter mit relativ hohen Inflationsraten und wollen die weitere Entwicklung erst einmal abwarten. «Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kapitalmärkten und Notenbanken geht damit in die nächste Runde», sagt Bernhard Grünäugl, Leiter Investment Strategy & ESG bei der BayernInvest.

Die Fed hatte nach einer rasanten Zinserhöhungsserie zwei Sitzungen in Folge pausiert. Notenbankchef Jerome Powell schliesst zwar eine weitere Erhöhung nicht aus, doch an den Terminmärkten wird angesichts der abflauenden Inflation bereits über Zinssenkungen ab dem Frühjahr spekuliert. Wie der interne Stand der Debatte ist, können Anleger voraussichtlich an den Protokollen der jüngsten Zinssitzung ablesen, die am Dienstag veröffentlicht werden und damit früher als gewöhnlich. Denn am Donnerstag wird die Wall Street feiertagsbedingt zu Thanksgiving geschlossen bleiben, am Freitag findet dann ein verkürzter Handel statt. Die EZB-Protokolle werden am Donnerstag offengelegt.

Bank of China und Ifo-Index im Fokus

Die chinesische Notenbank wird bereits am Montag über den geldpolitischen Schlüsselsatz, die sogenannte Loan Prime Rate (LPR), entscheiden. Um die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie zu stärken, hat China in den vergangenen Monaten mehrere Konjunkturspritzen gesetzt. So senkte die Notenbank den Reservesatz für Geschäftsbanken bereits zweimal, um mehr Liquidität freizusetzen.

In der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte am Montag genau hingesehen werden, wenn die Veröffentlichung der Erzeugerpreise im Oktober ansteht. Zuletzt deuteten die Daten auf einen spürbar abflauenden Inflationsdruck hin. Am Freitag legt das Münchner Ifo-Institut den Geschäftsklima-Index für November vor. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hatte sich im Oktober überraschend deutlich gebessert. Die Strategen der Helaba rechnen mit einer weiteren Verbesserung bei dem wichtigsten Stimmungs-Barometer für die deutsche Wirtschaft.

Bei den deutschen Unternehmen stehen nur noch wenige Geschäftsberichte auf der Agenda, die meisten Bilanzen wurden bereits vorgelegt.

(Reuters/cash)