«Die Aussicht auf ein direktes Gespräch zwischen Wladimir Putin und Donald Trump spielt an den Börsen aktuell eine wichtigere Rolle als die höheren Zölle», sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin wollen sich am 15. August in Alaska treffen, um über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln. Dies kündigte Trump in der Nacht zum Samstag in den sozialen Medien an. Vor Journalisten im Weissen Haus hatte er zuvor erklärt, die Konfliktparteien stünden kurz vor einer Waffenstillstandsvereinbarung, die eine Abtretung von ukrainischem Gebiet erfordern könnte. «Es wird einen gewissen Austausch von Gebieten zum Wohle beider Seiten geben», sagte Trump.

Das Zittern über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed geht überdies indes weiter. Präsident Donald Trump will mit seinem Wirtschaftsberater Stephen Miran einen erklärten Kritiker der Notenbank im Direktorium der Fed platzieren. «Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht allerdings weiterhin die Frage, wer Jerome Powell als Vorsitzender des Federal Reserve Board beerben soll», sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Laut Agenturberichten kristallisiert sich heraus, dass das Team um Trump Fed-Direktor Christopher Waller als künftigen Fed-Chef favorisiert.

Überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten führten indes in der alten Woche zu Spekulationen auf eine Zinssenkung der Fed im September. Die Währungshüter versuchen, mit straffer Geldpolitik die hohe Inflation einzudämmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

Für die Woche ergibt sich damit für den Dow Jones ein Plus von 1,3 Prozent, für den S&P von 2,4 und für die Nasdaq von 3,9 Prozent. Für den Swiss Market Index ergab sich im Wochenverlauf ein Plus von 0,3 Prozent.«Während die Börsianer gegenüber negativen Zoll-Nachrichten mehr und mehr abstumpfen, sind sie für positive Nachrichten äusserst empfänglich», resümierte QC-Partners-Experte Altmann.

Zollsorgen bleiben

Die Sorgen über die US-Handelspolitik sind laut Experten jedoch längst nicht vom Tisch. «Trotz der vielen abgeschlossenen Zolldeals bleiben Lage und Grad der Betroffenheit sowie deren wirtschaftliche Auswirkungen unübersichtlich», erläutern die Analysten der Helaba. «Addieren sich Zölle, so dass 27,5 Prozent bei Autos richtig sind, oder gilt hier auch der Zolldeckel von 15 Prozent?», fügt Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets, hinzu. Nachdem für Japan inzwischen klar sei, dass die 15 Prozent der Deckel für alle Waren sind, sei die Frage im Handel mit Europa bis jetzt nicht entschieden.

Problematisch sei auch die Situation der Schweiz, schreiben DPAM-Fondsmanager Andre Figueira de Sousa und Lowie Debou. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter kehrte in der alten Woche nach Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit den USA in Washington mit leeren Händen in ihre Heimat zurück.

Ihr Ziel war es gewesen, den von Trump vergangene Woche angekündigten Zollsatz von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz abzuwenden. Diese treten nun in Kraft, doch die Schweizer Regierung will weiter verhandeln. «Um günstigere Bedingungen zu erhalten, müssen die Schweiz und andere Länder möglicherweise dem Beispiel der EU und Japans folgen, die sich unter anderem verpflichtet haben, mehr Energie aus den USA zu beziehen und ihre Direktinvestitionen in die US-Wirtschaft zu erhöhen», kommentieren de Sousa und Debou.

Im Rampenlicht bei den Konjunkturdaten steht der US-Inflationsbericht für Juli, der am Dienstag neue Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed liefern dürfte. «Langsam machen sich die neuen Zölle in den US-Verbraucherpreisen bemerkbar», sagt Commerzbank-Experte Balz. «Insgesamt blieb der Preisdruck aber verhalten. Dies liegt daran, dass diese Preisaufschläge nicht bei allen von Zöllen betroffenen Waren zu beobachten sind.» Ebenfalls am Dienstag gibt der ZEW-Index Auskunft über die Stimmung der deutschen Börsenprofis im August.

Am Donnerstag blicken Anleger auf die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone im zweiten Quartal. Im Fokus steht zudem der US-Index für die Produzentenpreise (PPI) im Juli. Die von den Produzenten erhobenen Preise gelten als Vorläufer für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise. Zum Wochenschluss stehen unter anderem Daten zum Aussenhandel und zu den Einzelhandelsumsätzen in den USA im Juli an.

Auf der Unternehmensseite geht die Bilanzsaison nach und nach zu Ende. In der Schweiz veröffentlicht Swiss Re am Donnerstag die Zweitquartalszahlen.

(Reuters/cash)