Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte von Oktober bis Dezember um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt ONS am Donnerstag in London mitteilte. Das ist das grösste Minus seit Anfang 2021, als neue Corona-Beschränkungen die Konjunktur abwürgten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet, nachdem es schon im vorangegangenen Quartal um 0,1 Prozent nach unten gegangen war. Bei zwei aufeinanderfolgenden Minus-Quartalen wird von einer Rezession gesprochen. Im Gesamtjahr 2023 reichte es noch zu einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Die Bank of England rechnet für 2024 nur mit einer geringfügigen Belebung: Dann soll es zu einem Plus von etwa 0,25 Prozent reichen.

Für Premierminister Rishi Sunak ist die Flaute keine gute Nachricht. Schliesslich stehen in diesem Jahr Parlamentswahlen an. Umfragen zufolge hat die oppositionelle Labour-Partei gute Chancen, künftig den Regierungschef zu stellen. «Es gibt Anzeichen dafür, dass die britische Wirtschaft eine Trendwende erlebt», übte sich Finanzminister Jeremy Hunt in Konjunkturoptimismus. Die Löhne dürften künftig schneller steigen als die Preise. Die Steuern auf Arbeit und für Unternehmen müssten gesenkt werden, «um eine stärkere Wirtschaft aufzubauen». Medienberichten zufolge will Hunt Milliarden an Ausgaben einsparen, um Steuersenkungen finanzieren zu können.

Viele Ökonomen erwarten, dass die Konjunkturkrise weitergeht. «Wir gehen weiterhin davon aus, dass das Vereinigte Königreich in den nächsten drei Quartalen in einer leichten Rezession verharren wird», schrieben die Analysten der Grossbank UniCredit. Die Ersparnisse der privaten Haushalte aus der Corona-Zeit seien aufgebraucht, die Finanzierungskosten hoch und der Arbeitsmarkt unter Druck.

Deutsche Exporte nach UK laufen gut

Ein Grund für die Rezession ist die hohe Inflation. Aktuell liegt die Teuerungsrate mit vier Prozent doppelt so hoch wie von der Zentralbank angestrebt. Das dämpft die Kaufkraft der Verbraucher. Um die Inflation zu drücken, hat die Bank of England ihre Zinsen stark erhöht. Das macht Investitionen teurer, etwa in Bauten und Maschinen. Industrie, Baugewerbe und Grosshandel haben dem Statistikamt zufolge am meisten zum schwachen Abschneiden im vierten Quartal beigetragen.

Trotz der Rezession sind die deutschen Exporte ins Vereinigte Königreich im vergangenen Jahr gegen den Trend gewachsen. Sie legten um gut sechs Prozent auf mehr als 78 Milliarden Euro zu, während die Ausfuhren insgesamt um 1,4 Prozent abnahmen. «Die Talsohle im deutsch-britischen Handel scheint durchschritten», sagte der Präsident des Bundesverbandes Grosshandel, Aussenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, angesichts des jahrelangen Niedergangs infolge des britischen EU-Abschieds. Allerdings liegt der 2015 erreichte deutsche Exportrekord nach Grossbritannien von 89 Milliarden Euro immer noch in weiter Ferne, weil der Brexit den Handel erschwert.

(Reuters)