Deshalb hortet die Vermögensverwaltungsgesellschaft Ruffer mit einem Anlagevermögen von 22 Milliarden Pfund (25 Milliarden Franken) soviel Barmittel wie noch nie. Der Cash-Anteil an der Gesamtsumme liegt bei zwei Dritteln, wie Ruffer-Fondsmanager Matt Smith erklärt. Wenn es an der Wall Street scheppert, will Ruffer nicht exponiert sein, sondern allenfalls von Kreditausfallswaps profitieren sowie von Aktienoptionen, die auf sinkende Börsenkurse wetten.

«Innerhalb der nächsten drei Monate könnte es soweit sein, wenn die Liquidität der Fed aus dem System herausgeht», so Fondsmanager Smith. Der Markt könne dann «reflexartig in die andere Richtung gehen».

Ruffers Arbeitsweise ist dergestalt, dass der Fonds seine Anlagen auf eine oder zwei Wetten konzentrieren kann, statt sich einfach an Branchen-Benchmarks zu orientieren. 2020 war das Haus mit einer Wette auf Bitcoin erfolgreich. Im Jahr 2023 hingegen setzte Ruffers Total Return Fund aufs falsche Pferd und fuhr ein Minus von mehr als 6 Prozent ein, als die Aktienmärkte in die Höhe schnellten und zugleich auch die Anleihekurse kletterten.

An dem in die Börsengeschichte eingegangenen «Schwarzen Montag», dem 19. Oktober 1987, verzeichnete die Wall Street den grössten prozentualen Einbruch aller Zeiten: Minus 20,5 Prozent hiess es für den S&P 500 und minus 22,6 Prozent für den Dow Jones Industrial Average.

Die Ursachen sind zwar umstritten, aber die Zeit vor dem Absturz war von einem überschwänglichen Bullenmarkt bei Risikoanlagen gekennzeichnet, zu dem Smith heute Parallelen sieht.

Liquiditätsrisiken im Stil des Schwarzen Montags

Übertriebener Optimismus in Bezug auf US-Zinssenkungen hat an den Märkten zu Preisen geführt, bei denen absolut nichts schiefgehen darf. Das schürt Liquiditätsrisiken im Stil des Schwarzen Montags, da zugleich die US-Notenbank ihr Anleihenkaufprogramm weiter zurückfährt, so Smith.

Auch wenn die jüngsten US-Inflationsdaten die Aussichten für eine Lockerung der US-Zinsen trüben, gehört Ruffers Ansicht immer noch zu den pessimistischsten am Markt.

«Wir haben zwei Anlageziele: Das eine ist der Kapitalerhalt und das zweite ist, eine bessere Rendite als Bargeld zu erzielen, aber das ist ein sekundäres Ziel», so Smith. «Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir glauben, dass die Konzentration auf das erste Ziel am wichtigsten ist.» In der globalen Finanzkrise 2008 machten die Kunden von Ruffer einen Gewinn von 16 Prozent, so Smith.

Das typische Portfolio des Fonds hat seit Gründung eine durchschnittliche Rendite von 8,1 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Die Cash-Quote von Ruffer lag in den letzten drei Jahrzehnten durchschnittlich bei 5 Prozent. Zu den grössten Investitionen von Ruffer gehören auch langlaufende britische inflationsgeschütze Anleihen und Goldminengesellschaften.

«Wir haben einen Regimewechsel von einer Obergrenze von 2 Prozent zu einer Untergrenze von 2 Prozent Inflation erlebt», so Smith. «Das bedeutet, dass die Zinsen und die Inflation strukturell nach oben gehen.»

(Bloomberg)