56 Firmen aus 14 EU-Ländern werden davon profitieren, wie die Brüsseler Behörde am Donnerstag mitteilte. Sie könnten bis zu 8,1 Milliarden Euro an Steuergeldern erhalten. Die Kommission hofft so, zusätzliche private Investitionen in Höhe von 13,7 Milliarden Euro anzuschieben. Mit der Förderung will die EU die Schlüsselbranche ausbauen und den grossen Abstand zu den USA sowie Asien verringern.

Deutschland kann damit nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 31 Halbleiterprojekte mit Staatsgeld fördern. Es gehe um Initiativen in elf Bundesländern. "Insgesamt investieren deutsche Unternehmen mehr als zehn Milliarden Euro, unter anderem für innovative Produktionsanlagen, Fertigungsstätten und für die Entwicklung von Halbleiterchips. Dabei sollen sie mit insgesamt rund vier Milliarden Euro gefördert werden, wovon 70 Prozent durch den Bund und 30 Prozent durch die Länder bereitgestellt werden", so das Ministerium.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem wichtigen industriepolitischen Meilenstein. Nun könne es zügig an die Umsetzung gehen. Die Projekte umfassen laut Ministerium die gesamte Wertschöpfungskette in der Chipbranche, unter anderem die Materialherstellung, das Chipdesign und die eigentliche Produktion von Halbleitern.

Deutschlands führender Chipkonzern Infineon teilte mit, die offizielle Förderzusage seitens der Bundesregierung in Kürze zu erwarten. Erste Projekte seien aber bereits gestartet worden. "Im Rahmen des Projekts entwickelt Infineon an den Standorten Dresden, München, Regensburg und Warstein moderne Chiptechnologien sowie neuartige Fertigungsverfahren."

Die EU-Kommission soll Wettbewerbsverzerrungen in Europa durch übermässige Subventionen verhindern. Bei strategisch wichtigen Projekten - sogenannten IPCEIs - gelten aber lockere Regeln für Staatshilfen. Beispiele dafür sind derzeit unter anderem die Batteriezellfertigung als auch der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Beide Bereiche gelten als entscheidend, um in der Industrie und bei der Mobilität klimaneutral zu werden.

Im Fokus sind laut EU-Kommission vor allem Projekte im Zusammenhang mit neuen Technologien wie 5G- und 6G-Telekommunikation, autonom fahrenden Autos sowie Künstlicher Intelligenz und Quantencomputern. Die neuen Produkte könnten ab 2025 auf den Markt kommen. Angelegt sind die Projekte bis 2032.

Mindestens 4000 neue Jobs in Deutschland

Im jetzigen IPCEI zur Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien werden laut Wirtschaftsministerium insgesamt rund 100 Projekte gefördert. Mit dabei sind Firmen wie Airbus, ASML, Ericsson oder in Deutschland Adva Optical, Applied Materials, Infineon, Robert Bosch und Wacker Chemie. Die Projekte in Deutschland sollen mehr als 4000 neue Jobs schaffen. Im lokalen Umfeld als auch bei Zulieferern dürften noch einmal deutlich mehr Arbeitsplätze entstehen.

Seit 2018 hatte es eine erste IPCEI-Förderrunde in der Mikroelektronik gegeben. Im Rahmen dieser Projekte unterstützt das Wirtschaftsministerium 18 deutsche Firmen mit insgesamt einer Milliarde Euro. Diese Projekte wurden allesamt bis Ende 2022 abgeschlossen, letzte Auszahlungen stehen allerdings noch aus. Zusätzliche mehr als 2,6 Milliarden Euro an privaten Investitionen wurden dadurch laut Wirtschaftsministerium getätigt, rund 2400 Jobs seien entstanden.

Mit der staatlichen Förderung und anderen Massnahmen will die EU ihren weltweiten Marktanteil im Halbleiterbereich auf 20 Prozent verdoppeln. Experten verweisen allerdings darauf, dass vergleichbare Förderungen in China und den USA noch aggressiver ausfallen. Auch in Taiwan, Südkorea und Japan wird die Branche stark umworben.

Nicht auf der aktuellen Förderliste steht der Chip-Hersteller Nexperia, der zwar überwiegend in Hamburg produziert und seinen Hauptsitz in den Niederlanden hat, aber auch einen chinesischen Eigentümer. Das "Handelsblatt" berichtete unter Verweis auf Regierungskreise, Nexperia habe noch keinen negativen Bescheid bekommen. Das Ministerium, das einen restriktiveren Kurs gegenüber China fährt, wolle auf Nexperia einwirken, den Förderantrag zurückzuziehen.

(Reuters)