Als sich US-Präsident Donald Trump vor Kurzem mit Spendern für sein Projekt, den neuen Ballsaal im Weissen Haus, traf, erzählte er eine Anekdote. «Ich fragte: 'Wie lange brauche ich dafür?' 'Sir, Sie können heute Abend anfangen, Sie brauchen keine Genehmigungen'», erzählte Trump, der sein Geld mit Immobilien machte. «Ich sagte: 'Das ist doch ein Scherz.' Sie sagten: 'Sir, das ist das Weisse Haus, Sie sind der Präsident der Vereinigten Staaten, Sie können tun, was immer Sie wollen.'»

Wenige Tage später wurde das Projekt Realität: Abrissbirnen rückten dem historischen Ostflügel des Weissen Hauses zu Leibe, der Trumps geplantem Ballsaal weichen muss. Ein Stück jahrzehntelanger Geschichte in einem der berühmtesten Wahrzeichen des Landes wurde so zu einem Trümmerhaufen.

Das sorgte für Empörung bei Historikern, Denkmalschützern, Demokraten und der Öffentlichkeit. Trump aber bekam, was er wollte: freie Bahn für seinen neuen, 300 Millionen Dollar teuren Ballsaal. Für viele Beobachter symbolisiert dies eine Präsidentschaft, die mit der Abrissbirne auch gegen nationale Normen, internationale Institutionen und die Weltordnung selbst vorgeht.

Ein Immobilienmogul trifft auf das wohl berühmteste Gebäude der USA. Im Kern des Projekts steht auch Trumps Selbstverständnis als Bauunternehmer. «Als Immobilienunternehmer ist das aufregend, denn so eine Lage bekommt man nie wieder», sagte er bei dem Essen mit den Geldgebern.

Historiker sind entsetzt und sehen genau diese Denkweise eines Bauunternehmers als Triebkraft und nicht die eines Hüters eines heiligen Vermächtnisses. «Das ist wieder die Mentalität des Immobilienentwicklers, etwas Grosses zu bauen, das seinen Namen trägt und für das man sich an ihn erinnert. Ein Trump Tower», sagt der Historiker Jeremi Suri von der University of Texas.

Obwohl Trump am Freitag sagte, er habe nicht vor, den Bau nach sich selbst zu benennen, wird das rund 8300 Quadratmeter grosse Bauwerk für immer mit ihm verbunden sein. «Jeder wird es ansehen und ein Gebäude sehen, das das Herrenhaus des Präsidenten überschattet», sagt Edward Lengel, ehemaliger Chefhistoriker der White House Historical Association.

Der Vorgang passt zu Trumps «sehr weitreichender Auffassung von exekutiver Macht»

Möglich wurde das Projekt durch eine Kombination aus Trumps Amtsverständnis und einer Finanzierungsstruktur, die etablierte Kontrollmechanismen aushebelt. Während frühere Renovierungen vom Kongress genehmigt und finanziert wurden, wird der Ballsaal von privaten Spendern bezahlt, was die parlamentarische Aufsicht erheblich verringert. Zu den Geldgebern zählen laut Weissem Haus unter anderem Konzerne wie Apple, Amazon, Google, Meta, T-Mobile und Microsoft.

Offenbar nutzte die Regierung zudem Schwachstellen im Aufsichtssystem aus. Zwar sollen die Baupläne der zuständigen Planungskommission für die Hauptstadt vorgelegt werden. Diese sei jedoch, so die Argumentation des Weissen Hauses, nur für den Neubau, nicht aber für den Abriss zuständig. Vertreter des Weissen Hauses und Trump erklärten, sie seien transparent vorgegangen. Sie hätten Bilder des geplanten Ballsaals gezeigt und offen über ihre Absichten gesprochen. Behördenvertreter konnten jedoch keine für den Abriss zuständige Aufsichtsbehörde benennen.

Dies steht sinnbildlich für Trumps generellen Umgang sowohl mit der Regierungsführung als auch mit bundeseigenen Immobilien. «Es ist ganz klar, dass die Regierung diese Schwachstellen beobachtet und sie dann sehr rücksichtslos ausgenutzt hat», sagt der Historiker Lengel. Seine Kollegin Ellen Fitzpatrick erklärt, der Vorgang passe zu Trumps «sehr weitreichender Auffassung von exekutiver Macht», die wenig öffentliche Erklärungen oder Beratung erfordere.

Trump und seine Verbündeten weisen Kritik an dem Projekt zurück. «Alle seine Immobilien sind erstklassig. Er scheut keine Kosten und hat ein Auge dafür. Dies wird eine wunderbare Ergänzung sein», sagte der Immobilieninvestor Armand Grossman aus Florida, der vier Jahre für Trump arbeitete. «Er wird lange bestehen und viele Generationen werden ihre Freude daran haben.»

Der Ballsaal ist dabei nur das bislang sichtbarste Zeichen von Trumps Bestreben, der Hauptstadt seinen Stempel aufzudrücken. Schon zuvor hatte er das Weisse Haus mit goldenen Dekorationen im Oval Office ausstatten, einen gepflasterten Rosengarten nach dem Vorbild seines Anwesens Mar-a-Lago in Florida anlegen, Porträts von sich selbst und riesige Flaggen auf dem Gelände aufhängen lassen. Zudem strebt er eine Umgestaltung Washingtons an, übernahm die Kontrolle über das Kennedy Center und plant ein triumphbogenartiges Monument zum 250. Jahrestag der Gründung der USA im Jahr 2026.

Sein ehemaliger Berater Taylor Budowich sagte, Trump sei der «grösste Erbauer» der Nation mit einer Vision für das Weisse Haus und darüber hinaus. «Der Präsident ist ein Visionär, sei es in der Politik, bei Geschäften oder im Leben. Er kann die Dinge nicht nur so sehen, wie sie sind, sondern wie sie sein könnten», sagte er. «Dies ist nur ein weiteres wunderbares Beispiel dafür, wie Trump eben Trump ist.»

(Reuters)