Das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) hat von einem Hinweisgeber einen Datenträger angekauft, der Kundeninformationen von Dienstleistern mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, auf den Cayman Islands, in Hongkong, Mauritius, Panama, Singapur und Zypern enthalte, teilten die Behörde und das Finanzministerium NRW am Donnerstag mit. Das Datenpaket könne Hinweise auf die «trickreiche Masche der Verschiebung von Vermögen in Übersee-Steueroasen geben», sagte NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk. NRW verfüge nun über mehr als ein Terabyte entsprechender Daten.
Die Dienstleister böten Kunden Möglichkeiten an, in Niedrigsteuergebieten Auslandsgesellschaften zu gründen, hiess es weiter. Diese würden gezielt dazu genutzt, Geld vor dem deutschen Fiskus zu verstecken. Motiv könne dabei Steuerhinterziehung oder die Verschleierung von durch Straftaten erlangten Geldern sein. Die Behörde verfüge jetzt über Daten zu den verdächtigen Auslandsgesellschaften sowie zu den beteiligten Personen. Darunter seien auch Menschen mit Wohnsitz in Deutschland. Nach einer ersten Überprüfung bewerte die Behörde «die Daten als sehr werthaltige Informationen zur Aufdeckung von Steuerhinterziehung in grossem Stil».
«Die Steuerfahndung in Nordrhein-Westfalen ist in der Auswertung von Daten zu Offshore-Firmen bereits sehr erfahren», sagte Optendrenk. In den vergangenen Monaten habe es bereits Durchsuchungen auf Basis anderer Datenpakete gegeben. Die neuen Daten würden aufbereitet und auch Behörden in anderen Bundesländern sowie ausländischen Partnern zur Verfügung gestellt. Auch die Bundesregierung sei über den Datenankauf informiert. Zur Höhe der in Übersee-Gesellschaften geflossenen Gelder könne noch keine Aussage getroffen werden.
Steuerfahnder aus NRW hatten in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, nachdem das Land etwa CDs mit Daten mutmasslicher Steuersünder gekauft hatte. Damals ging es etwa um Bankkunden, die Gelder am Fiskus vorbei in die Schweiz oder nach Luxemburg verschoben hatten. Nordrhein-Westfalen hatte seit 2010 mehrfach Datenträger mit Insider-Informationen über Steuerhinterzieher gekauft.
(Reuters)
