"Immer weniger Firmen - von Grosskonzernen bis hin zu Start-ups - sind bereit, sich auf langfristige Mietverhältnisse für feste Orte festzulegen", sagte Interims-Chef David Tolley am Mittwoch. WeWork brauche frisches Geld oder müsse die Regeln des Insolvenzrechts nutzen, teilte das Unternehmen mit, das vor vier Jahren noch mit 47 Milliarden Dollar bewertet worden war. Inzwischen ist es weniger als ein Hundertstel davon wert. Am Mittwoch ging es mit der Aktie zum Handelsstart um weitere 27 Prozent auf 15,38 US-Cent abwärts.
Unter dem Schutz des US-Insolvenzrechts können sich Firmen für eine bestimmte Zeit vor dem Zugriff der Gläubiger schützen. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres hat WeWork nach eigenen Angaben 646 Millionen Dollar verbrannt, Ende Juni verfügte das Unternehmen noch über Barmittel von 205 Millionen Dollar. Erst im Frühjahr hatte WeWork seine Schulden um 1,5 Milliarden Dollar reduziert und längere Laufzeiten ausgehandelt.
"WeWork war vielleicht das überbewertetste Start-up der vergangenen Jahre", sagte Steve Clayton vom Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown. Schwarze Zahlen hat WeWork noch nie geschrieben. Durch Sparmaßnahmen konnte der Verlust in den drei Monaten von April bis Juni nur auf 349 von 577 Millionen Dollar reduziert werden. Damit will Tolley weitermachen: Die Mietkosten sollen reduziert und die Abwanderung der Kunden gestoppt werden.
WeWork machen der Trend zum hybriden Arbeiten nach der Corona-Pandemie und der Stellenabbau im Technologiesektor zu schaffen, aus dem die meisten seiner Mieter für die Coworking-Arbeitsplätze kommen. Die 777 Standorte in 39 Ländern sind im Schnitt nur zu 72 Prozent belegt, vor allem in den USA und Kanada gibt es Auslastungsprobleme. Im November waren 40 Büros mit etwa 41.000 Arbeitsplätzen in den USA dichtgemacht worden. Der Vorstandschef und der Finanzvorstand haben sich in diesem Jahr verabschiedet, am Dienstag nahmen drei Aufsichtsräte den Hut.
2019 hatte WeWork kurz vor dem Börsengang gestanden, ehe den Investoren Zweifel am exzentrischen Firmengründer und -Chef Adam Neumann kamen. 2021 schaffte das Unternehmen den Sprung an die Börse durch die Verschmelzung auf eine leere Unternehmenshülle (SPAC).
(Reuters)