Das Unternehmen führe derzeit Gespräche mit Hunderten lokalen Zulieferern, erklärte Stella Li, Executive Vice President bei BYD, am Montag auf der Münchner Automesse IAA. Man plane, bis Ende dieses Jahres mehr als 1000 Geschäfte in 32 europäischen Ländern zu betreiben, so Li weiter. Zudem wächst die Modellpalette in Europa auf 13 Fahrzeuge – mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren, als es nur sechs Modelle waren.

Das neueste Fahrzeug im europäischen Portfolio von BYD ist der Seal 6 DM-i Touring, ein Plug-in-Hybrid-Kombi mit einer kombinierten Reichweite von 1350 Kilometern, die sich aus Benzin und Strom zusammensetzt. Neben BYD nutzen auch Xpeng und Zhejiang Leapmotor Technology die Münchner Automesse, um ihre erweiterten Modellreihen vorzustellen und ihre Marktanteile in Europa weiter auszubauen.

Trotz der Einführung von Zöllen auf aus China importierte Elektroautos durch die EU lassen sich BYD und seine Wettbewerber ihren Erfolg in Europa nicht nehmen. Sie erweitern ihr Angebot an Hybrid- und Verbrennermodellen - Fahrzeuge, die nicht von den Zöllen betroffen sind - und gehen Partnerschaften mit lokalen Vertriebspartnern ein, während sie gleichzeitig Pläne für Produktionsstätten in der Region vorantreiben.  Diese Expansion stellt eine zunehmende Herausforderung für europäische Konzerne wie Volkswagen und Stellantis dar, die sich im stagnierenden europäischen Automarkt bemühen, Kosten zu senken und ihre Margen zu verteidigen.

Die grosse Mehrheit der Europäer hat allerdings noch kein grosses Interesse an E-Autos aus China, wie aus einer internationalen Umfrage der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) kürzlich hervorging. Der Vorstoss chinesischer Elektroauto-Hersteller auf den europäischen Markt trifft demzufolge nur bei rund jedem sechsten Konsumenten in Deutschland auf Interesse. Der Anteil lag damit höher als etwa in Grossbritannien (15 Prozent), Italien (14) und den Niederlanden (11).

Volkswagen reagiert auf den zunehmenden Wettbewerb mit einer Reihe preiswerterer Modelle. Dazu gehört unter anderem eine Elektroversion des Polo, die voraussichtlich unter 25.000 Euro kosten wird, wenn sie im nächsten Jahr auf den Markt kommt. Zudem wird eine batterieelektrische Variante des beliebten T-Cross SUVs erwartet. Auch neue Modelle der günstigeren Skoda-Marke wurden auf der Messe präsentiert. «Unser Ziel ist es, Technologie für die Menschen bereitzustellen, und genau das tun wir jetzt mit den Einstiegs-Elektroautos», sagte Volkswagen-CEO Oliver Blume in einem Interview am Montag bei Bloomberg TV.

US-Markt bleibt für chinesische Hersteller praktisch verschlossen

Blume sprach ausserdem über die anhaltenden Handelsprobleme aufgrund der US-Zölle auf europäische Fahrzeuge, die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump eingeführt wurden. Das EU-US-Abkommen, das einen Zoll von 15 Prozent vorsieht, sorgt zwar für eine gewisse Planungssicherheit, bleibt jedoch weiterhin eine Belastung für Volkswagen, da das Unternehmen Audi- und Porsche-Fahrzeuge in die USA exportiert.

Das Unternehmen führt derzeit Gespräche mit der US-Regierung, um eine Zoll-Ausgleichsregelung im Gegenzug für seine Investitionen im Land zu erreichen. Blume äusserte die Hoffnung, dass in den kommenden Wochen eine «schnelle Lösung» gefunden wird.

Da der US-Markt für chinesische Hersteller aufgrund von Handelsbarrieren praktisch verschlossen bleibt, konzentrieren sich Marken wie Leapmotor zunehmend auf Europa.

Der CEO von Leapmotor, Zhu Jiangming, kündigte am Montag in München an, dass das Unternehmen im nächsten Jahr den Absatz in Europa auf 120'000 Fahrzeuge verdoppeln will, mit dem Ziel, diese Zahl bis 2027 erneut zu verdoppeln. Darüber hinaus werde die lokale Produktion in Spanien in der zweiten Jahreshälfte 2026 aufgenommen.

(Bloomberg/AWP)