Leerverkäufer, die auf Wetten gegen CrowdStrike setzen, wurden belohnt, als ein fehlerhaftes Software-Update des Unternehmens am Freitag einen weltweiten IT-Ausfall verursachte und die Aktien den schlimmsten Zwei-Tages-Einbruch in ihrer Geschichte hinlegen liess. Laut S3 Partners konnte die Contrarian-Gruppe aus dem zweitägigen Kursrückgang des Cybersecurity-Softwareunternehmens einen Gewinn von 978 Millionen Dollar verbuchen.
Die Aktien des Unternehmens brachen um 13 Prozent ein und verstärkten damit die Verluste vom Freitag. Am Dienstag scheinen sich die Papiere vorbörslich zu stabilisieren. Der zuvor zweistellige Kursgewinn seit Jahresbeginn hat sich in Luft aufgelöst.
Kursentwicklung der Aktien von CrowdStrike.
Mehrere Analysten haben am Wochenende ihre Bewertungen herabgestuft und ihre Kursziele gesenkt, was die Aktien am Montag weiter belastete. Die Analysten von Guggenheim stuften die Aktien von «Kaufen» auf «Neutral» herab. Obwohl Guggenheim das Kursziel von 424 Dollar für CrowdStrike-Aktien zurücknahm, glauben die Analysten, dass das Unternehmen letztlich noch stärker daraus hervorgehen werde und langfristig investierende Anleger die Durststrecke durchstehen können.
Die Analysten der Scotiabank stuften die Aktie von «Outperform» auf «Sector Perform» herab und bezeichneten den Ausfall als «schwarzen Fleck auf einer bisher makellosen Bilanz». Sie senkten auch ihr Kursziel von 393 auf 300 Dollar. Der Vorfall erhöht die Unsicherheit vor den für Ende August erwarteten Ergebnissen des zweiten Quartals.
Wall Street und Cathie Woods bleiben optmistisch
Trotz des globalen IT-Debakels bleibt die Wall Street aber weitgehend optimistisch gegenüber dem Unternehmen, mit 40 Kaufempfehlungen im Vergleich zu neun «Holds» und zwei «Sells». Das durchschnittliche Kursziel der Analysten von 386 Dollar pro Aktie impliziert ein Aufwärtspotenzial von 47 Prozent gegenüber dem aktuellen Aktienkurs.
Auch die renommierte Tech-Investorin Cathie Wood sieht den Absturz bei CrowdStrike als Chance. Laut einem Bericht von Barron's haben zwei von Woods börsengehandelten Fonds am Freitag, dem Tag des IT-Debakels, für fast 12 Millionen Dollar Aktien von CrowdStrike gekauft. Dies ist nicht das erste Mal, dass Wood eine konträre Wette eingeht.
Woods ARK Invest konzentriert sich stark auf disruptive, wachstumsstarke Unternehmen. Ihre Fonds erlebten 2020 und Anfang 2021 einen enormen Aufschwung, mussten aber aufgrund der anhaltenden Inflation und höherer Zinsen erhebliche Verluste hinnehmen. Der ARK Next Generation Internet ETF hat in den letzten zwölf Monaten um 29 Prozent zugelegt, liegt aber immer noch 56 Prozent unter seinem Rekordhoch im Februar 2021. Der ARK Fintech Innovation ETF ist im vergangenen Jahr um 25 Prozent gestiegen, liegt aber 54 Prozent unter seinem Höchststand.
CrowdStrike als sehr mutige Wette
Obwohl Cathie Wood trotz der aktuellen Schwäche bei CrowdStrike optimistisch bleibt und die Analysten insgesamt Kurspotenzial sehen, ist die Investition dennoch eine sehr mutige Wette. Einerseits ist die Bewertung trotz des Kurssturzes immer noch sehr hoch: Dem prognostizierten Jahresumsatz von vier Milliarden Dollar im Jahr 2025 steht eine Marktkapitalisierung von 64 Milliarden Dollar gegenüber. Immerhin dürfte das aktuell extrem hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis von 478 auf zukünftig 64 fallen.
Es besteht zudem die Möglichkeit, dass in den nächsten Tagen und Wochen weitere Herabstufungen durch Analysten und die Einreichung von Klagen erfolgen könnten. Dies dürfte den Kurs weiter belasten Die Analysten von Oppenheimer haben den Vorfall bereits als schweren Schlag für den Ruf von CrowdStrike bezeichnet, und andere Analysten erwarten, dass das Unternehmen aufgrund dessen Kunden verlieren wird. Elon Musk scheint einer der ersten Kunden zu sein, der abspringt.
Denn beim Schutz von IT-Systemen ist wohl das Letzte, was man möchte, Geschäfte mit einem Unternehmen zu machen, das einen Ausfall verursacht hat. Ein solcher Ausfall ist in vielen Fällen potenziell genauso schlimm wie ein Ausfall, der durch Hacker oder Ransomware verursacht werden. Der Ausfall stellt ein massives Versagen dar, da CrowdStrike eigentlich Computer vor Ausfällen schützen soll, die durch Hacker und Ransomware verursacht werden können. Anstatt jedoch diese Systeme vor einem Ausfall zu schützen, hat das Unternehmen mit seinen Fehlern eine massive Störung verursacht.
5 Kommentare
Der Chartvergleich spricht Bände:
https://www.cash.ch/fond…
Sie hatte vielleicht ein paar Monate lang Glück, aber mittlerweile outperformed jeder Nasdaq 100 ETF den Ark Innovation weitaus.
Genau. Immer wenn Cathie irgendwo auftaucht, wo ich auch investiert bin, schaue ich zwei Mal nach, ob ich was übersehen habe, weil sie in den letzten Jahren wirklich zu einer zuverlässigen Contra-Indikatorin geworden ist.
Eine gute Entscheidung, auch wenn sie wohl noch etwas Zeit gehabt hätte.
CrowdStrike wird kaum haftbar gemacht werden können. Fehler gehören in der Software-Entwicklung dazu, wei in jedem anderen Geschäft. Die Nutzungsbedingungen des Service werden das klar definieren und die Kunden haben das akzeptiert. Hinzu kommt, dass wer krititisch Infrastrukturen betreibt, selber dafür verantwortlich ist, diese resilient zu bauen. Den Befriff multi-vendor/multi-sourcing-Strategie gibt es nicht für nichts. Hier liegt die Verantwortung als bei den Kunden, nicht beim Anbieter. So gesehen, wird's keine Schadensersatzforderungen geben können.
Aber natürlich werden sich die einen oder anderen überlegen, den Anbieter zu wechseln. Und das wird gar nicht so einfach, weil (a) gibt es nicht viele Alternativen und (b) ist das Grundrisiko, nämlich die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter, damit nicht eliminiert. Hinzu kommt (c), dass viele Unternehmen gar keinen Vertrag mit CrowdStrike haben sondern mit z.B. MSFT, welche CrowdStrike Produkte in ihre Services integrieren. Ein Anbieterwechsel ist dort dann eine Multi-Millionen-Übung im zweistelligen Bereich. Nichts, was man einfahc mal so macht.
Was also kann realisistischerweise passieren? (1) Der Markt vergisst sehr schnell. Sonst würde heute auch niemand mehr Boeing fliegen. (2) Die grossen Service Anbieter werden von CrowdStrike ein besserer Qualitäts-Management und besser gemanagte Rollouts fordern. Das wird Geld kosten, mehr Leute, mehr Prozesse, mehr Aufwand. Neukunden werden versuchen, den Preis zu drücken.
Am Schluss wird der Umsatz vielleicht etwas zurückgehen oder weniger stark wachsen, der Gewinn wird zumindest mal eine Delle bekommen. Aber mehr wird in den Zahlen nicht passieren. Der Markt hat auf den Ausfall letzter Woche t überreagiert. Allerdings, und das darf man auch nicht vergessen: CrowdStrike war meiner Ansicht nach deutlich überbewertet, ist es vermutlich auch jetzt noch, in Anbetracht deren langfristigen Wachstums- und Profitabilitätsaussichten. Und hier sehe ich dann die aktuelle Korrektur durchaus als begründet an. Wäre dem nicht so, wäre CrowdStrike aus meier Sicht jetzt ein Kaufkandidat.
Absolut richtig deine Einschätzung
Bestens zusammengefasst! Die Aktie ist überbewertet, wie fast alle anderen auch.