Wann kehren Sie in die schwarzen Zahlen zurück, lautete die Frage an Meyer-Burger-CEO Hans Brändle. Im zurückliegenden Geschäftsjahr wirtschaftete der Solartechniker auf Stufe EBIT zwar wieder profitabel, unter dem Strich resultiert aber weiterhin ein Verlust. Nach langer Denkpause sagt Brändle im cash-Video-Interview: "Wir sind massiv daran, unsere Kostenbasis zu überarbeiten und machen dabei gute Fortschritte. Die 50 Millionen aktivierte Verlustvorträge waren ein Einmaleffekt."

Einen konkreten Ausblick macht der Solartechniker aber nicht. Zu gross seien die politischen Unsicherheiten: Importzölle, Energiepolitik oder die noch nicht veröffentlichte Subventionspolitik Chinas für die Solarindustrie. Stattdessen setzt Meyer Burger Hoffnung in eine neue Partnerschaft mit der britischen Oxford PV. Zusammen wollen sie die Technologie für die Massenfertigung von Perowskit-Tandemsolarzellen vorantreiben, wie am Donnerstag bekannt wurde.

Diese neue Technologie soll die Kosten in der Solarenergie deutlich senken, weil sie einen höheren Wirkungsgrad ermöglicht. Konkret wird ein grösserer Anteil des Sonnenlichts in nutzbare Energie umgewandelt, indem zwei Schichten von Solarzellen übereinander gelagert werden. "Wir haben endlich wieder eine Vision. Wir werden unseren Ansprüchen gerecht, Technologietreiber der Solarindustrie zu sein", sagt Hans Brändle mit Blick auf die strapazierten Nerven der Meyer-Burger-Aktionäre.

Gebeutelte Aktionäre

Von ihrem Allzeithoch am 28. April 2011 bei 10,70 Franken ist der Titel im Herbst 2018 bis auf 45 Rappen gefallen. Allein in den letzten zwölf Monaten erlebten die Anleger einen Wertverlust von 65 Prozent. Auch die jüngsten Jahreszahlen von heute Donnerstag konnten keine Kursfantasie entfachen. Bis um 14 Uhr fiel der Solar-Titel um 6,7 Prozent auf 60 Rappen. Dabei kamen Umsatz und Gewinn unter den Erwartungen der Analysten zu liegen.

Die Aktie von Meyer Burger in den letzten zehn Jahren (Quelle: cash.ch).

Im Leser-Forum von cash.ch wird bemängelt, dass Meyer Burger es trotz Technologieführerschaft seit Jahren nicht schafft, profitabel zu werden. Ein Grund dafür ist die grosse Konkurrenz aus dem staatlichen subventionierten chinesischen Markt. Laut CEO Hans Brändle dürfte die Abhängigkeit von China in Zukunft aber tendenziell abnehmen. Einerseits werde der Patentschutz ein immer grösseres Thema. Andererseits konzentriere sich China stark auf andere Technologien (PERC und TOPCon), als sie in den Tandemzellen verwendet werden.

Für Anleger ist das Zahlenset von Meyer Burger nicht richtungsweisend. Die UBS schreibt in einer Analyse gar, sie halte die Analystenschätzungen für das laufende Jahr um mehr als 15 Prozent zu hoch. Änderungen am Kursziel und am Rating könnten der Aktie weiter zusetzen. Somit bleiben die Titel bloss etwas für sehr risikoaffine Börsianer. Sie sollten zudem die Generalversammlung vom 2. Mai abwarten, wo es möglicherweise zu intensiven Diskussionen über den Unternehmenskurs kommen könnte.

Im cash-Video-Interview sagt Hans Brändle auch, wann er einen positiven Ergebnisbeitrag durch die Kooperation mit Oxford PV erwartet und ob er eine heisse GV befürchtet.