Der Münzsammler Giovanni Sforza aus der Genferseeregion hat Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft eingereicht, wie die «Sonntags Zeitung» berichtet. Grund ist der chaotische Verkaufsstart der limitierten Jubiläums-Goldvreneli am 1. Juli durch die eidgenössische Münzstätte Swissmint. Der Onlineshop brach gleich zu Beginn zusammen, funktionierte nur teilweise, und zahlreiche bestätigte Käufe – darunter auch Sforzas – wurden nachträglich storniert. Eine Nachprägung wird ausgeschlossen, sehr zum Ärger Hunderter Sammler.
Während viele leer ausgingen, profitierten 27 bevorzugte Händler sowie einige Glückspilze, die trotz technischer Probleme erfolgreich bestellen konnten. Die Goldvreneli wurden zu 3500 Franken verkauft – mittlerweile erzielen sie auf Ricardo ein Höchstgebot bis zu 36’000 Franken. Sforza vermutet gezielte Manipulation zugunsten ausgewählter Käufer, sammelte Indizien und übergab diese der Bundesanwaltschaft. Er wirft den Verantwortlichen von Swissmint Betrug und ungetreue Amtsführung. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Vorfall erinnert an einen ähnlichen Skandal von 2022 um Platinmünzen. Auch damals kollabierte die Verkaufsplattform. Pikant: Swissmint-Chef Ronny Mocker hatte selbst eine Münze gekauft und mit Gewinn weiterverkauft. Nach Kritik spendete er den Gewinn an die Krebsliga – personelle Konsequenzen gab es keine.
Die aktuelle Affäre zieht nun weitere Kreise: Die Finanzdelegation des Parlaments (Findel) will den Fall untersuchen. Deren Präsident Lars Guggisberg (SVP) kritisiert die wiederholten Pannen bei Swissmint scharf. Auch SP-Nationalrätin Sarah Wyss und Mitte-Nationalrat Roman Bürgi fordern Aufklärung und mögliche Konsequenzen.
Swissmint bestreitet alle Vorwürfe. Laut Vizedirektor Jan Niklas Betz haben weder Chef noch Mitarbeitende diesmal Münzen gekauft. Auch zu möglichen Bevorzugungen Dritter will sich Swissmint nicht äussern, man habe keine Kenntnis der Anzeige. Technisch sei man auf den Andrang vorbereitet gewesen, trotzdem sei die IT-Infrastruktur überlastet gewesen. Überzählige Bestellungen seien laut AGB rechtens storniert worden. Offiziell bevorzugte Händler durften maximal drei Münzen erwerben – sofern sie Mindestumsätze erfüllten. Diese Praxis soll laut Swissmint der breiteren Verfügbarkeit dienen. Ob Swissmint-Chef Mocker erneut Konsequenzen tragen muss, ist offen. Die Finanzdelegation will den Vorfall an ihrer nächsten Sitzung behandeln.
(cash)
10 Kommentare
Ich finde es lächerlich, dass sich alle so aufregen. Zum einen gibt es auch andere Homepages, die mal nicht richtig funktionieren, abstürzen etc. Ist ja auch logisch, wenn plötzlich ein Vielfaches mehr an Aufrufern kommt; da gab es schon Probleme, wegen geringeren Ursachen. Ausserdem war ja bekannt, dass es nur 2'500 Vrenelis geben wird; man muss halt rechtzeitig, geduldig und ständig damit beginnen, zu versuchen, das Goldvreneli zu erwerben. Und nur weil man jetzt keins hat, sprich, zu langsam oder zu spät dran war, gibt es einem nicht das Recht, so auf Swissmint herumzuhacken. Und nach dem ganzen Theater hätte ich das Telefon auch nicht abgenommen. Wozu auch? Um sich sinnlos beschimpfen zu lassen? Ich denke, an diesem Tag gab es Wichtigeres zu tun, als das Telefon zu bedienen. Ausserdem gibt es ja noch E-Mails. Das hat wunderbar funktioniert. Meins wurde am selben Tag beantwortet. Also bitte lasst Euren Frust doch wo anders aus.
Liebe Sibyl
Ich würde nicht in Zweifel ziehen wollen, dass die meisten rechtzeitig, geduldig und ständig versucht haben, eine Goldmünze zu erwerben.
Man kennt das Spiel ja von Konzertkarten oder Restaurantbuchungen her. Nur mit dem Unterschied, dass es dort funktioniert. Oder man weiss nach 16 Minuten, dass alles ausverkauft ist.
Das sich dieses Trauerspiel nun schon einige Male wiederholt hat, zeugt von Inkompetenz oder demonstriert Gleichgültigkeit den Kunden gegenüber. Und “schnelles” drücken der Knöpfe der Tastatur verschafft einem hier keinen Vorteil, auch bei noch so viel Anstrengung.
Es gibt Leute, die stehen hin und übernehmen Verantwortung, wenn etwas nicht klappt und es gibt andere, die das Telefon ausschalten.
Liebe Sibyl
Danke für deine Sichtweise, welcher ich leider überhaupt NICHT zustimmen kann! Siehe auch meine Antwort vom 20.7.25 auf den Kommentar von Argentum.
Es ist meines Erachtens eine Tatsache, dass viele MÜNZ-SAMMLER ältere Menschen sind (ich gehöre dazu). Ich wollte dieses 100-Franken Goldvreneli für meinen Enkel als Geschenk, der vor einem Monat geboren ist. Dies habe ich der Swissmint bereits vorgängig per eMail mit Belegen mitgeteilt. Und doch musste ich mich als einer, welcher noch Telex und Lochkarten als Arbeitsmittel beruflich nutzte, dieser "Internet-Auktion" beugen. Und bin schwer enttäuscht! Ich habe ja tatsächlich ein solches 100-Franken Goldvreneli in meinem Warenkorb; kann es jedoch nicht kaufen, da anscheinend das System nicht rechtzeitig erkannt hat, dass alle ausverkauft sind. Ich war weit mehr als vier Stunden lang online. Ja, ich war per eMail mit Swissmint in Kontakt; doch erhielt ich keine Zeitangabe, ab wann und wie eine Bestellung möglich ist. Es ist traurig, dass es Menschen gibt, welche dieses Goldvreneli gar nicht wollten, sondern nur einen Profit daraus.
Apropos Konzertkarten: In den 70er Jahren wurde ich vor dem Volkshaus Zürich von einem Security-Mitarbeiter zusammengeschlagen, als ich ein legal erworbenes Konzertticket zum "Normal-Preis" wegen Nichtgebrauchs weiterverkaufen wollte. Heute scheint der Verkauf solcher Tickets zum x-fachen Preis akzeptiert zu sein.
Ich habe frühzeitig bestellt und sogar E- Mail 2x geschrieben und immer als Fehlanzeige angezeigt. Es ist eine Schweinerei
Ich habe auch ab 9 Uhr versucht, ein Vreneli zu bestellen. Hat nie funktioniert und als ich eine Bestellung hätte aufgeben können, kam die Sanduhr und dann die Mitteilung, dass alles ausverkauft sei. Es ist absolut nicht in Ordnung, dass es Privilegierte gegeben hat, die dann letztendlich nur ein Geschäft machen wollten und das Vreneli nun für mehrere tausend Franken verkaufen…und es hat klar geheissen, dass es nur ein Stück pro Besteller gibt. Wir wurden somit effektiv betrogen.
Ich denke die Führung von Swissmint hat in den vergangenen Jahren ihre Überfordeung zur Genüge aufgezeigt und sollte nach diesem kürzlichen Debakel ausgewechselt werden. Vorzeigeführung, Transparenz und Vertrauen sieht anders aus. Das Image von Swissmint leidet massiv unter der aktuellen Führung.