Am Montag markierten die Valoren mit 12 Franken ein Allzeittief. Und auch am Dienstag fallen die Titel nochmals deutlich zurück. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus gut 30 Prozent. Noch schlechter abgeschnitten haben nur vier Titel aller kotierten Unternehmen im Swiss Performance Index (SPI). Und laut Marktbeobachtern stehen die Chancen für eine baldige Kurserholung schlecht.

"Seit mehreren Jahren ist der Umsatz bei Vögele rückläufig und eine Bodenbildung ist nicht in Reichweite", sagt Marco Strittmatter, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), zu cash. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz erneut um 4,4 Prozent auf 972 Millionen Franken. Der Konzernverlust betrug 109 Millionen Franken.

Auch von den Wettergöttern darf der Schwyzer Modekonzern keine Hilfe erwarten – im Gegenteil. Seit über 30 Jahren gab es nördlich der Alpen nicht mehr so wenig Sonne, und seit Mitte der Achtzigerjahre war es nicht mehr so kalt. "Das Frühlingsgeschäft fiel definitiv ins Wasser", sagt Strittmatter. Der angestrebte Turnaround ist damit in weite Ferne gerückt.

Charles Vögele bereinigt derzeit sein Immobilienportfolio in Polen, Tschechien und Ungarn, kommt dabei aber nur zögerlich voran, stellt der ZKB-Analyst fest und erklärt: "Wer gezwungen ist zu verkaufen, kann nicht den besten Preis lösen." Viel Zeit bleibt Charles Vögele aber nicht mehr: "Falls Charles Vögele den Turnaround in den nächsten zwei Jahren nicht gelingt, sehe ich schwarz", so Strittmatter.

Charles Vögele verkommt zu einem Mikro-Cap

Das Kursdebakel der Charles-Vögele-Aktien macht sich auch in der Börsenkapitalisierung bemerkbar. Diese liegt nahe an der 100-Millionen-Franken-Marke, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese unterschritten wird. Dies ist der Fall, wenn der Aktienkurs auf 11,36 Franken sinkt. Insgesamt sind 8'800'000 Aktien im Umlauf. Am Dienstag notieren die Papiere bei 11,60 Franken.

Nach einer Faustregel gilt: Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von weniger als 100 Millionen Franken gelten als sogenannte Small-Caps. In der Folge streichen institutionelle Investoren solche Titel von ihrer Liste. "Die Charles-Vögele-Aktie steht bei uns länger nicht mehr im Fokus", sagt Daniel Lenz, Fondsmanager bei Schroders.  

Mit einem Börsenwert von unter 100 Millionen Franken reiht sich der Schwyzer Modekonzern in den hinteren Rängen ein. Nur gut 40 Unternehmen an der Schweizer Börse weisen eine noch tiefere Kapitalisierung aus. Darunter befinden sich zum Beispiel Firmen wie Cytos, Mikros oder Valartis.

Millionenverluste für Investoren

Der Investor Tito Tettamanti hat sich von Charles Vögele bereits Anfang Jahr verabschiedet. Es sei ein schlechtes Investment gewesen, gab er zu. An Bord ist hingegen immer noch die Migros. Der Detailhandelsriese hält 25 Prozent der Aktien und ist somit grösster Einzelaktionär.

Als die Migros Anfang 2008 mit rund 3 Prozent bei Charles Vögele einstieg, kostete die Aktie gut 85 Franken, sie stürzte kurz darauf aber auf 27 Franken ab. In den Folgejahren kaufte der Detailhändler schrittweise Aktien zu. Der Aktienkurs stieg auf 69 Franken im April 2011. Ab diesem Zeitpunkt zeigt der Aktienkurs aber Richtung Süden. Der Verlust für die Genossenschaft wird auf gegen 80 Millionen Franken geschätzt.

Womöglich könnte die Migros aber die Gelegenheit beim Schopfe packen und das kellertiefe Kursniveau nutzen, um Charles Vögele vollständig zu schlucken. Solche Übernahmespekulationen trieben die Charles-Vögele-Titel in der Vergangenheit kurzzeitig immer wieder nach oben. Die Genossenschaft hat aber bereits mehrmals betont, dass die Beteiligung ein reines Finanzinvestment sei. Sie hege keine strategischen Absichten.