Die Vorgaben aus New York entscheiden in den allermeisten Fällen darüber, ob der Schweizer Aktienmarkt steigt oder fällt. Dass in den letzten Tagen gleich mehrere US-Aktienindizes wichtige charttechnische Marken verletzt haben, wird deshalb auch für die hiesigen Aktien zur Hypothek.

Schlimm erwischte es den S&P-500-Index. Das Börsenbarometer - es steht für die Kursentwicklung der 500 grössten US-Unternehmen - ging Montagnacht erstmals seit Ende Juni 2016 unter seinem 200-Tage-Durchschnitt aus dem Handel. Findet der S&P-500-Index nicht rasch wieder darüber zurück, steigt in New York die Gefahr eines grundlegenden Stimmungsumschwungs.

Bisheriges Tief vom Februar muss halten

Der unabhängige Charttechnikexperte Rolf Bertschi sah den S&P-500-Index schon vor einer Woche bei einem Verkaufssignal. Damals fiel das Börsenbarometer unter die wichtige Unterstützungsmarke bei 2735 Punkten. Als dann auch noch die Schlüsselunterstützung bei 2690 Zählern verletzt wurde, generierte dies auch mittelfristig ein Verkaufssignal.

Noch ist der S&P-500-Index allerdings nicht unter das bisherige Jahrestief von Anfang Februar bei 2532,69 Punkten gefallen. Das lässt hoffen. Dennoch hält der früher für die Credit Suisse tätige Bertschi den US-Aktienmarkt für angeschlagen.

Der S&P-500-Index auf 12 Monate mit seinem 200-Tage-Durchschnitt (Quelle: www.cash.ch)

Dem widersprechen seine Nachfolger bei der Schweizer Grossbank und wähnen den S&P-500-Index bloss in einer Konsolidierungsphase. Nach den Kursverlusten der letzten Tage sehen sie gar Raum für eine kurzfristige Gegenbewegung nach oben.

Die Charttechniker der Credit Suisse bleiben nicht nur für den S&P-500-Index, sondern auch für den Nasdaq-100-Index auf einen Anlagehorizont von drei bis sechs Monaten optimistisch. Sie sind sich sicher, dass das Technologiebarometer nicht unter den 200-Tage-Durchschnitt bei 6270 Punkten tauchen wird. Davon trennen den Nasdaq-100-Index noch knapp 2 Prozent.

Der für die UBS Investmentbank tätige Berufskollege schätzt die Situation hingegen ähnlich wie Rolf Bertschi ein. Nach der seit Februar beobachteten Erholung drohe dem S&P-500-Index bis weit ins zweite Quartal hinein ein weiterer Rückschlag, so heisst es bei der grösseren der beiden Schweizer Grossbanken.

Ist die Rekordjagd zu Ende?

Als besonders verletzlich bezeichnet der Charttechnikexperte die Technologieaktien. Er macht bei diesen gar ein Leerverkaufssignal aus.

Aus Sicht der UBS Investmentbank hat der US-Aktienmarkt die Spitze der langjährigen Aufwärtsbewegung im Zuge des Kursfeuerwerks vom Januar durchschritten. Mit anderen Worten: die Börsenhausse in New York ist zu Ende.

Beeindruckender Anstieg des Nasdaq-100-Index über die letzten zehn Jahre (Quelle: www.cash.ch)

In der aktuellsten Ausgabe der "Technical Investment Strategy" von Julius Bär verteidigen die Autoren den US-Aktienmarkt sogar. Ihres Erachtens bleiben die Vorzeichen beim S&P-500-Index positiv, solange dieser nicht unter 2530 Punkte fällt.

Auch den Nasdaq-100-Index beurteilen sie noch immer positiv und trauen ihm über die nächsten Monate eine überdurchschnittliche Entwicklung zu. Die Autoren sehen den jüngsten Rückschlag deshalb einer kräftigen Erholung Platz machen. Eine kräftige Erholung der US-Aktienindizes wäre auch aus Schweizer Sicht durchaus wünschenswert.