Die Schweiz hat noch immer die Möglichkeit, die US-Zollsätze von 39 Prozent «deutlich» zu senken. Das sagte Brian Moynihan, CEO der Bank of America, in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps». Die Schweiz sollte sich die Konfliktpunkte mit den USA ansehen und Lösungen finden. Dazu gehören «Investitionen in den USA oder der Kauf von Erzeugnissen, welche Nachfrage auslösen, wie zum Beispiel Flugzeuge».

Andere Länder, mit Ausnahme von China, hätten 15-prozentige Zölle erhalten, weil sie Verpflichtungen eingegangen sind, sagte Moynihan weiter. «Die Schweizer Regierung muss sich fragen, was sie tun kann.»

Moynihan ist seit 2010 Chef der Bank of America, der zweitgrössten US-Bank. Er gilt als einer der einflussreichsten Banker weltweit. Sein Verhältnis zu Trump wurde von der New York Post unlängst «als langjährig angespannt» bezeichnet.

Die Schweiz will mit neuen Vorschlägen an die USA eine Senkung der hohen Zollbelastung für zahlreiche Waren aus dem Land erreichen. Das Paket dürfte höhere Verteidigungsausgaben und einen besseren Marktzugang für US-Unternehmen aus dem Bereich Energie beinhalten, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters diese Woche sagten.

Der Bundesrat wolle den beiden Insidern zufolge das Angebot bis Anfang September fertigstellen. Ziel sei es, die Abgaben auf Schweizer Warenexporte in die Vereinigten Staaten etwa auf das Niveau von 15 Prozent zu drücken, das für die Europäische Union (EU) gilt. Seit dem 7. August gilt für zahlreiche Schweizer Waren ein US-Importzoll von 39 Prozent - einer der höchsten Sätze, die Präsident Donald Trump für Einfuhren aus einem bestimmten Land verhängt hat.

Einem der Insider zufolge seien einige Beamte nervös, dass die persönliche Chemie zwischen Trump und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter einem überarbeiteten Abkommen im Weg stehen könnte. Vor dem Telefonat zwischen den beiden Staatsoberhäuptern Ende Juli hatte die Regierung noch auf ein besseres Abkommen als jenes zwischen den USA und der EU gehofft.

Die Schweiz hatte nach der ersten Zolldrohung im April rasch ein Handelsabkommen mit einem niedrigeren Zollsatz ausgehandelt und darauf gesetzt, dass Trump dieses gutheissen werde. Der US-Präsident beklagte sich dann jedoch öffentlich, dass Keller-Sutter nicht auf seine Bedenken bezüglich des Handelsdefizits eingegangen sei und «nicht zuhören» wollte.

(cash/Reuters)