Ein geplanter US-Besuch eines taiwanischen Spitzenpolitikers sorgt für neue Spannungen mit China. Taiwan kündigte am Montag an, dass Vizepräsident William Lai im nächsten Monat die USA besuchen wird. Dabei handelt es sich offiziell um einen Zwischenstopp auf dem Flug von und nach Paraguay, der Lai allerdings die Möglichkeit geben wird, US-Vertreter zu treffen. Die regelmässig von taiwanischen Staatsvertretern auf Auslandsreisen genutzten Zwischenstopps in den USA werden immer wieder scharf von China kritisiert, das die demokratisch regierte Insel als abtrünnige Provinz betrachtet. Auch diesmal legte die Führung in Peking umgehend Protest ein. "China ist gegen jede Form der Duldung und Unterstützung der separatistischen Kräfte für die Unabhängigkeit Taiwans", sagte ein Sprecher des Aussenministeriums.

Erst im April hatte ein US-Besuch von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen für Spannungen gesorgt. China reagiert damals mit Militärmanövern rund um Taiwan. Der Reise von Lai bekommt eine besondere Brisanz, da er bei den Wahlen im Januar die Nachfolge von Tsai antreten will und gewöhnlich taiwanische Präsidentschaftskandidaten vor einer Wahl die USA besuchen, um ihre Kandidatur mit US-Vertretern zu besprechen. Lai liegt derzeit in den meisten Umfragen vorn. Details zu den US-Besuchen werden meist erst kurzfristig bekanntgegeben. Der chinesische Aussenamtssprecher sagte, die Regierung in Peking werde "die Entwicklung aufmerksam verfolgen und entschlossene und energische Massnahmen ergreifen, um die nationale Souveränität und territoriale Integrität zu schützen".

Lai will Mitte August zur Amtseinführung des neuen Präsidenten Santiago Pena nach Paraguay fliegen. Das südamerikanische Land ist einer von nur 13 Staaten, die noch formelle diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten.

(Reuters)