China gibt nach der jüngsten Eskalation im Zollstreit mit den Vereinigten Staaten durch US-Präsident Donald Trump nicht nach. Die Volksrepublik bezeichnete die jüngsten Zollandrohungen am Sonntag als heuchlerisch. Zugleich verteidigte die Regierung in Peking ihre Exportbeschränkungen für Seltene Erden und dazugehörige Ausrüstung.

Auf die Verhängung neuer Abgaben auf US-Produkte verzichtete China jedoch zunächst. Die wiederaufgeflammten Handelsspannungen zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt hatten am Freitagabend die Wall Street verunsichert und die Aktien von grossen Technologiekonzernen auf Talfahrt geschickt.

Trump hatte am Freitag seinerseits auf die jüngsten Exportkontrollen Pekings reagiert, die er für eine Eskalation hält. Er kündigte zusätzliche Zölle von 100 Prozent auf chinesische Exporte in die USA ab Anfang November und auch neue Ausfuhrkontrollen für strategisch wichtige Software an. «Unsere Beziehung zu China war in den letzten sechs Monaten eine sehr gute, was diesen Schritt im Handel umso überraschender macht», sagte Trump. Der Streit könnte auch ein für diesen Monat geplantes Gipfeltreffen zwischen Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping gefährden.

Das chinesische Handelsministerium teilte in einer ausführlichen Erklärung mit, seine Exportkontrollen für Seltene Erden seien eine Reaktion auf eine Reihe von US-Massnahmen seit den bilateralen Handelsgesprächen in Madrid im vergangenen Monat.

Als Beispiele nannte Peking die Aufnahme chinesischer Unternehmen in eine Schwarze Liste der USA für den Handel und die Erhebung von Hafengebühren für Schiffe mit chinesischer Verbindung. «Die Massnahmen der USA haben den Interessen Chinas schwer geschadet und die Atmosphäre der bilateralen Wirtschafts- und Handelsgespräche untergraben», hiess es aus dem Ministerium.

China ist mit einem Anteil von über 90 Prozent der weltweit führende Produzent von verarbeiteten Seltenen Erden und Magneten daraus. Die 17 Elemente sind wichtige Materialien für Produkte, die von Elektroautos über Flugzeugtriebwerke bis hin zu militärischen Radaranlagen reichen. Das Handelsministerium versicherte ausländischen Unternehmen, die durch die jüngsten Exportbeschränkungen verunsichert sind, dass es sich nicht um Exportverbote handele. «Alle Exportanträge für zivile Zwecke, die den Vorschriften entsprechen, werden genehmigt», teilte das Ministerium mit.

Reaktion aus Peking hätte noch schärfer ausfallen können

Analysten zufolge könnte Chinas Entscheidung, nicht sofort mit gleicher Münze auf Trumps Vorstoss zu reagieren, beiden Ländern die Tür für Verhandlungen über eine Deeskalation offenlassen.

«Indem Peking die Gründe für seine Vergeltungsmassnahmen darlegt, zeigt es auch einen möglichen Weg für Verhandlungen auf. Der Ball liegt nun im Spielfeld der USA», sagte Alfredo Montufar-Helu von der Beratungsfirma GreenPoint.

Neben Zöllen nutzt China zunehmend auch regulatorische Massnahmen. Die chinesische Marktaufsichtsbehörde SAMR kündigte am Freitag eine kartellrechtliche Untersuchung gegen den US-Chiphersteller Qualcomm wegen der Übernahme des israelischen Chip-Designers Autotalks im Juni 2025 an. Bereits im vergangenen Monat hatte die Behörde dem führenden US-Hersteller von KI-Chips, Nvidia, einen Verstoss gegen das Kartellgesetz vorgeworfen.

Trump hatte im Frühjahr gegen fast alle wichtigen Handelspartner neue Zölle verhängt. Teilweise wurde der Konflikt mit neuen Abkommen versucht zu schlichten, die den USA klare Vorteile einräumen - so auch im Handel mit der EU. China hatte am stärksten gegen neue US-Zölle gegengehalten. Später wurden die gegenseitigen Zölle aber ausgesetzt.

(Reuters)