Der Asien-Chef der Allianz hegt für China ehrgeizige Wachstumspläne. Der Münchner Versicherungskonzern spreche mit den Behörden über eine Asset-Management-Lizenz, die es ihm zunächst erlauben würde, wenigstens die Kapitalanlagen aus dem Versicherungsgeschäft selbst zu verwalten, sagte Solmaz Altin der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Freitag veröffentlichten Interview. Bisher braucht die Allianz China Life als Partner, obwohl sie mit Pimco und AllianzGI zwei eigene Vermögensverwalter betreibt. "Die Gespräche sind in einer frühen Phase, aber ich hoffe, dass wir im ersten Halbjahr 2021 loslegen können", sagte Altin. Schliesslich wolle die Regierung in Peking den heimischen Kapitalmarkt stärker öffnen.

Altin sieht das Land als Schlüssel zu einem zweistelligen Wachstum in Asien in den nächsten Jahren. "China ist ein Kern unserer Wachstumstrategie. Wir sind dort unterrepräsentiert." Die Allianz durfte als erster ausländischer Versicherer im vergangenen Jahr eine Holding gründen, an der kein chinesisches Unternehmen beteiligt ist. Nun hofft sie auf weitere Lizenzen, um direkt Endkundengeschäft betreiben zu können - auch im Asset Management. "Das könnte schneller gehen", sagte Altin. "Ich bin hoffnungsfroh, dass die Liberalisierung weitergeht."

Der Grossteil des Geschäfts in China entfällt auf die Lebensversicherung, die die Allianz in einem Joint Venture mit dem staatlichen Finanzriesen Citic betreibt. "Wir wären daran interessiert, die Beteiligung daran auszubauen", sagte der Asien-Chef. In der Sachversicherung setzt die Allianz auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Internet-Händler JD.com.

Altin will das Geschäft der Allianz in Asien perspektivisch verdoppeln. Zumindest bis 2025 peilt er jedes Jahr zweistellige Wachstumsraten an. "Und da spreche ich nicht nur von zehn, eher 20 Prozent profitablem Wachstum. Wir werden uns dabei vom Virus auch nicht stören lassen." Während der Corona-Pandemie habe die Allianz gezeigt, dass sich selbst Lebensversicherungs-Policen ohne physischen Kontakt verkaufen liessen, sagte der Asien-Chef, der vor seinem Wechsel nach Singapur für die Digitalisierung des Versicherers verantwortlich war. Die Behörden liessen nun auch elektronische Unterschriften zu.

Bisher ist die Allianz in Asien in gut einem Dutzend Länder vertreten. Im nächsten Jahr soll Vietnam hinzukommen - mit einer eigenen Lizenz, womöglich auch mit einem Minderheitspartner. In Singapur wolle der Versicherer noch im Sommer mit einer eigenen Schaden- und Unfall-Tochter an den Start gehen, sagte Altin. In Hongkong soll das Geschäft ebenfalls ausgebaut werden.

Allianz hofft auf Schnäppchen nach der Krise

Altin hofft darauf, dass Versicherer durch die Corona-Krise billiger werden. Dann seien auch in Asien mittelgrosse Übernahmen denkbar, die die Allianz einen Schritt nach vorne brächten. "Wir werden sehr vorsichtig und selektiv sein. Es ist schwer, Firmen zu finden, die nicht überteuert sind", sagte er. "Wir wollen eine aktive Rolle bei der Konsolidierung in Asien spielen, wenn die Preise nach der Krise sinken." Er suche nach Ländern in Südostasien, wo die Menschen mit Policen unterversorgt seien. In China seien eher Sachversicherer interessant, weil kleinere Lebensversicherer oft durch hohe Garantien belastet seien.

In Südkorea, Taiwan und Japan hatte sich die Allianz aus dem Geschäft mit Garantie-Policen weitgehend zurückgezogen. Weitere Verkäufe von Lebensversicherungsbeständen seien in Asien nicht geplant.

(Reuters)