China erklärte am Mittwoch in einem Weissbuch zu den neuen US-Zöllen, die kommunistische Führung in Peking werde die Rechte der Volksrepublik entschlossen verteidigen. Zugleich signalisierte China aber auch Gesprächsbereitschaft.
In der Nacht traten die neuen US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft. Die EU ist mit einem pauschalen Satz von 20 Prozent konfrontiert, in einigen Branchen sind es 25 Prozent. Für China sollen nach dem jüngsten Hin und Her sogar 104 Prozent gelten, was die dortige Regierung als Erpressung kritisierte. Die EU will im Tagesverlauf über die ersten, aber noch moderaten Gegenzölle abstimmen.
China wolle keinen Handelskrieg, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua aus dem Weissbuch zu den Zöllen. «Aber die chinesische Regierung wird niemals tatenlos zusehen, wie die legitimen Rechte und Interessen des chinesischen Volkes verletzt werden». China betrachte es als normal, dass es zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften in Handelsfragen Differenzen und Spannungen gebe. China sei bereit, mit den USA über eine Lösung dieser Probleme zu sprechen. Das Handelsministerium erklärte laut Xinhua, China habe einen starken Willen und umfangreiche Mittel. Das Land werde entschlossen Gegenmassnahmen ergreifen und bis zum Ende durchfechten.
Die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen dreht sich laut Bundesfinanzminister Jörg Kukies schneller als erwartet. «Das ist aus unserer Sicht bedauerlich», sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Zölle seien stets schädlich für beide Seiten. Deswegen versuche die Bundesregierung, mit Verhandlungen eine Verbesserung herbeizuführen. Der Handelskrieg erhöht Kukies zufolge auch den Druck, schnell die Koalitionsverhandlungen von Union und SPD zum Abschluss zu bringen. Viele Experten rechnen mit einem dritten Rezessionsjahr in Folge, was es seit Gründung der Bundesrepublik noch nie gab.
Die EU will am Nachmittag über eine Liste mit US-Produkten abstimmen, auf die schrittweise Gegenzölle erhoben werden sollen. Dies ist die Reaktion auf die bereits eingesetzten US-Sonderzölle auf Stahl und Aluminium. Die EU hatte die Liste zuletzt noch geändert und vor allem Whiskey gestrichen, um US-Präsident Donald Trump nicht zu sehr zu verärgern.
Frontalangriff auf Dutzende Handelspartner
Die US-Regierung will mit dem Frontalangriff auf Dutzende Handelspartner Verhandlungen erzwingen - mit dem Ziel, das amerikanische Handelsdefizit abzubauen oder deutlich zu verringern. «Viele Länder kommen zu uns und wollen Abkommen schliessen», sagte Trump am Dienstagabend. Er erwarte auch von China, eine Vereinbarung anzustreben. Die Zölle beschrieb er als «dauerhaft». Bekannt sind bereits Gespräche mit Südkorea und Japan. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will nächste Woche in die USA reisen. US-Finanzminister Scott Bessent soll sich noch am Mittwoch um Vietnam kümmern, das auch überdurchschnittlich hohe Zölle abbekommt.
Trump drohte auch mit «grossen Zöllen» auf Pharma-Importe. Diese sollten Anreize für Pharmaunternehmen schaffen, ihre Aktivitäten in die USA zu verlagern. Die Branche war bisher ausgenommen von den US-Zöllen. Am Aktienmarkt gab es nach einem Tag der Erholung zur Wochenmitte wieder deutliche Verluste. Der Dax fiel um 2,3 Prozent auf unter 20.000 Zähler.
Frankreichs Industrieminister Marc Ferracci forderte Unternehmen auf, nicht mehr in den USA zu investieren. «Setzen Sie ihre Investitionen in dieser schwierigen Zeit aus.» Frankreichs Betriebe fürchten, dass es durch die US-Zölle zu einer Rezession kommt. «Natürlich bin ich besorgt», sagte der Chef des Arbeitgeberverbands Medef, Patrick Martin, dem Radiosender RTL auf die Frage nach Folgen der Zölle für die französische Wirtschaft. «Es besteht das Risiko, dass das Wachstum zum Stillstand kommt und wir in eine Rezession hineingeraten.»
(Reuters)