Täglich neue Negativmeldungen über das Coronavirus prägen den Börsenalltag. Der Swiss Market Index (SMI) hat seit Jahresbeginn schon fünf Prozent verloren. Allein in den letzten neune Handelstagen beträgt das Minus zehn Prozent. Nun kommt eine Ansage, die Balsam ist für die in letzter Zeit geschundene Anlegerseele: "Wir glauben an eine Normalisierung und eine anschliessende Aufholjagd." 

Das sagt Christian Gattiker, Leiter Research bei der Bank Julius Bär, im cash-Börsen-Talk auf die Frage zum Verlauf der Börsen in der nächsten Zeit. Gattiker bleibt damit Börsen-Optimist. Denn im letzten cash-Börsen-Talk im Dezember äusserte er sich für den Börsenverlauf 2020 äusserst positiv - trotz der im letzten Jahr schon extrem ausserordentlichen Performance an den Märkten.

Die Geldpolitik der Zentralbanken ist ein zentraler Punkt von Gattikers Argumentation. Die Fed hat am Dienstag die Leitzinsen panikartig um 50 Basispunkte gesenkt. Die Geldspritzen der Notenbanken ermöglichten seit der Finanzkrise eine Fortsetzung des Bullenmarktes.

"Ich glaube, dass weitere Zinssenkungen kommen werden", sagt Gattiker. Die US-Notenbank tagt zum nächsten Mal am 17./18. März. Die Europäische Zentralbank tagt am kommenden Donnerstag, und die Märkte kalkulieren eine Senkung des Einlagensatzes um 10 Basispunkte ein, welche die Fremdkapitalkosten noch tiefer in den negativen Bereich bringen würde.

«Globale Rezssion unwahrscheinlich»

Für viele Ökonomen, wie zum Beispiel Klaus Wellershoff, hat die Coronaviruskrise das Potenzial, eine Weltrezession auszulösen. Die Geldpolitik könne dagegen relativ wenig ausrichten. Gattiker entgegnet: Eine globale Rezession ist sehr unwahrscheinlich. Solche Szenarien fänden aber bei der momentanen Panik grossen Widerhall.

Laut Gattiker gibt es auch im jetzigen Umfeld einigermassen sichere Anlagen an den Börsen: "Anleger gehen in solchen Zeiten in Qualität." Die "Grossen Drei" am Schweizer Aktienmarkt – Nestle, Roche und Novartis – bieten eine Absicherung. Doch auch Namen aus dem Nahrungsmittelsektor wie Lindt & Sprüngli oder Barry Callebaut sind derzeit im Fokus, so Gattiker.

Bei den Banken ist Gattiker vorsichtig: Das tiefe Zinsumfeld sei für europäische und Schweizer Banken sehr schwierig. Die Aktie der Credit Suisse hat dieses Jahr schon 22 Prozent ihres Werts verloren. Doch bei der CS ist laut Gattiker vieles schon eingepreist und eine Erholung der Aktie im Sommer möglich.

Ist weiterhin mit grossen Ausschlägen bei der Volatilität zu rechnen? Welche Aktien sollten in der momentanen Marktlage gemieden werden? Wird der Goldpreis 2020 noch weiter steigen? Diese Fragen beantwortet Christian Gattiker im cash-Börsen-Talk. Zum Video geht es hier.

ManuelBoeck
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