In der Sparte, die am 18. September als Firma Aumovio an der Börse abgespalten werden soll, überraschte Conti mit einer unerwartet hohen Steigerung der Profitabilität. Etwas enttäuschend verlief es hingegen im Rest des Konzerns. Vorstandschef Nikolai Setzer will im verbleibenden Teil - im Reifengeschäft und in der Kunststofftechniksparte Contitech - im zweiten Halbjahr aber besser abschneiden. Die Aktie fiel.
Das Papier verlor nach dem Handelsauftakt 2,6 Prozent. Damit reduziert der Kurs seine Gewinne in diesem Jahr auf rund 10 Prozent. Im Reifengeschäft habe sich der Konzern schwächer entwickelt als gedacht, schrieb Analyst Michael Aspinall von der US-Investmentbank Jefferies. Ins gleiche Horn stiess Jose Asumendi von JPMorgan. Bei Reifen zeige sich, dass der Konzern die Zolleffekte nur bedingt abfedern könne. Im Gesamtkonzern sei daher das Ergebnis enttäuschend ausgefallen.
Konzernweit schrumpfte der Erlös um 4,1 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern erhöhte sich zwar um 17 Prozent auf 834 Millionen Euro. Das lag aber massgeblich daran, dass Conti die Autozulieferung bilanziell als nicht fortzuführenden Geschäftsteil behandelt und daher dessen Abschreibungen nicht mehr in die eigenen Bücher nehmen muss. Ohne diesen Abspaltungseffekt wäre die operative Marge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast einen Prozentpunkt auf 6,2 Prozent gesunken. Analysten hatten mit fast 7 Prozent gerechnet.
Conti machte vor allem die US-Zollerhöhungen in der Reifensparte dafür verantwortlich. Während der Konzern viele seiner für die USA bestimmten Autoteile im nordamerikanischen Raum herstellt, kommen grössere Reifenimporte aus Europa und Asien. Wechselkurseffekte aus dem schwachen Dollar hätten ebenfalls eine Rolle gespielt.
Unter dem Strich stieg der Nettogewinn des Dax-Konzerns um zwei Drittel auf 506 Millionen Euro. Auch dabei kam zum Tragen, dass Conti buchhalterisch vor der Abspaltung der Autozulieferung weniger Abschreibungen verbuchen muss.
Vor den buchhalterischen Sondereffekten vor der geplanten Börsennotierung am 18. September erzielte der abzuspaltende Geschäftsteil der Autozulieferung eine bereinigte operative Marge von 4,0 Prozent und damit am oberen Ende der für das Jahr anvisierten Prognosespanne. Das waren 1,1 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor und auch etwas mehr als von Analysten zuvor erwartet.
Conti baut in der Sparte über 10.000 Stellen ab, das zeigt sich im Ergebnis. Während der Spartenumsatz im zweiten Quartal im Jahresvergleich auch wegen des schwachen Dollar um 5,0 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro sank, lag der Auftragseingang mit 5,7 Milliarden Euro deutlich darüber.
Unterdessen ziehen Continental und der Autobauer BMW im Streit um angeblich fehlerhafte Bremen nun vor Gericht. «Und jetzt ist es in der Tat so, dass sowohl der Kunde, also BMW, aber auch wir, Continental, vor wenigen Tagen eine Klage eingereicht haben», sagte Conti-Finanzvorstand Olaf Schick im Interview mit den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. Ein BMW-Sprecher bestätigte eine entsprechende Klage gegen Conti, wollte sich aber inhaltlich nicht weiter zu dem laufenden Verfahren äussern.
Während BMW eine Zahlung von Conti verlange, wolle der Zulieferer mit seiner Gegenklage feststellen lassen, dass die Ansprüche nicht berechtigt seien, so Schick. Ein solches Vorgehen sei nicht unüblich, so der Finanzvorstand. «Trotzdem, und das ist mir auch wichtig zu betonen, sehen wir eine Fortführung der Gespräche weiterhin als möglich und auch als erstrebenswert an. Und alles Weitere besprechen wir dann natürlich im Dialog mit unseren Kunden, mit BMW.»
Bei dem Streit geht es Probleme mit dem von Conti gelieferten Bremssystem MK C2, die im vergangenen Jahr bekanntgeworden waren. Damaligen Angaben zufolge waren bei BMW über 1,5 Millionen Autos von technischen Massnahmen betroffen, davon annähernd 150.000 in Deutschland. BMW startete daraufhin einen grossangelegten Rückruf, zudem kam es zu Lieferverzögerungen bei Neuwagen, die wegen der problematischen Teile nicht ausgeliefert werden konnten.
Continental hatte damals eine Rückstellung im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gebildet, die aus ihrer Sicht den Gewährleistungsfall abdecken sollte. An dieser Summe habe sich seither nichts geändert, so Schick. BMW dagegen hatte allein die Kosten des Rückrufs im dritten Quartal 2024 auf einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag beziffert.
(AWP)